OECD-Studie: Bildungsbenachteiligung bei Migranten

26. September 2007 | Von | Kategorie: Gesellschaft | 4 Kommentare |

Die vor kurzem veröffentlichte OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2007“ belegt, dass die Bundesrepublik Deutschland eine erheblich ungünstige Qualifikationsstruktur von Migranten im Vergleich zur übrigen Bevölkerung aufweist. Der Bildungserfolg junger Menschen hänge in Deutschland zudem sehr stark von ihrer sozialen Herkunft ab. Die Integrationsdefizite im Bereich Bildung und Hochschule seien auch im „europäischen Jahr der Chancengleichheit für alle 2007“ unübersehbar. „Dies ist ein Grund für die schlechteren Arbeitsmarktergebnisse von Migranten – jedoch nicht der einzige, denn auch hoch qualifizierte Migranten tun sich in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt schwer“, zitiert „Spiegel-Online“ die Studie „Jobs for Immigrants – Labour Market Integration in Australia, Denmark, Germany and Sweden“.

Daher nimmt Lord Ralf Dahrendorf, Soziologe und ehemaliger Staatssekretär im Auswärtigen Amt sowie Mitglied der EU- Kommission, die Bildungsbenachteiligung zum Anlass, die bestehenden Programme zu evaluieren. Neben dem Ausbau von Betreuungsangeboten für Studierende mit Migrationshintergrund, Sprachförderprogramme und die Forcierung von Migrations- und Integrationsforschung müsse zusätzlich die sogenannte „affirmative action“, also eine Quote für Kinder der betroffenen Kategorien an den Hochschulen, eingeführt werden. Es sei „allerdings wichtig, dass solche Maßnahmen nur für eine begrenzte Periode eingeführt werden. Es handelt sich um die Bekämpfung von Anomalien durch nicht normale Programme“, sagte Dahrendorf „Spiegel-Online“ gegenüber. „Mit Quotenregelungen, mit starren Vorgaben überhaupt, habe ich ein Problem, weil sie den Geförderten oftmals mehr schaden als nutzen“, erklärte hingegen die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz Prof. Dr. Margret Wintermantel.

Dabei muss erwähnt werden, dass Studenten und Akademiker zunehmend ausländische Universitäten bevorzugen. Unter den Promovierten sei die Quote der Auswanderer besonders hoch.

Bekir Altas – Duisburg, 26.09.2007

4 Kommentare
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  1. Migranten bekommen die gleiche Chancen nicht. Die Bedingungen müssen auf jeden Fall verbessert werden. Die benachteilung ist so groß, dass jetzt mehrere Bücher darüber geschrieben werden.

  2. ….Und noch eine OECD-Studie in Welt Online vom 12.7.2010 (Man kann diese Studien „drehen und wenden“ wie man sie braucht! Traue also keiner Studie/Statistik, wenn du sich nicht selbst erstellt – besser noch – gefälscht hast 😉
    Pragmatikerin

    „Migrantenfrauen erobern den deutschen Arbeitsmarkt
    Laut OECD-Migrationsbericht 2010 ist die Einbürgerung ein wichtiges Kriterium, warum einige Zuwanderer besser integriert sind als andere.
    hr Österreicher in Deutschland als umgekehrt.

    Anders als in vielen anderen OECD-Ländern hat die Wirtschaftskrise in Deutschland die Arbeitsmarktchancen für Zuwanderer kaum beeinflusst. Bei Frauen mit Migrationshintergrund zeichnet sich sogar eine Zunahme der Erwerbstätigkeit ab. Außerdem scheint die Einbürgerung von Migranten deren Integration in den deutschen Arbeitsmarkt maßgeblich zu beeinflussen. Dies geht aus dem Internationalen Migrationsausblick 2010 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.
    Dass sich die Erwerbstätigkeit von zugewanderten Frauen deutlich positiv entwickelt, liegt vor allem am höheren Bedarf an Arbeitskräften in der Krankenpflege und bei häuslichen Dienstleistungen. Laut OECD könnte sich dieser Trend mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung noch verstärken.

    Der Migrationsausblick zeigt auch, dass der Erwerb der Staatsangehörigkeit einen positiven Einfluss auf die Erwerbstätigkeit von Zuwanderern hat. So haben eingebürgerte Migranten in Deutschland eine um fast zwölf Prozentpunkte höhere Beschäftigungswahrscheinlichkeit als Zuwanderer gleichen Alters, gleicher Herkunft und gleicher Aufenthaltsdauer, die dasselbe Bildungsniveau, nicht aber den deutschen Pass haben. Ähnlich sieht es in Belgien, Dänemark und Frankreich aus.

    Insgesamt hat Migration in den vergangenen Jahren in Deutschland anders als in vielen anderen OECD-Ländern aber kaum dazu beigetragen, das Arbeitskräftepotential zu stabilisieren. Während vor der Wirtschaftskrise in der Schweiz, Irland oder Spanien Zuwanderer für rund die Hälfte der neuen Arbeitskräfte standen, waren es in Deutschland nur rund 18 Prozent. Das ist nach Japan und Portugal der geringste Wert unter den OECD-Ländern, für die diese Daten vorliegen. Im OECD-Mittel lag der Beitrag der Zuwanderung bei rund 30 Prozent.

    “Es ist wichtig, zu verstehen, dass Migranten besonders in wirtschaftlich guten Zeiten einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten”, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Präsentation der Studie in Brüssel. “Die aktuellen wirtschaftlichen Probleme werden die langfristigen demografischen Trends nicht verändern. Es ist deshalb wichtig, dass Migrationspolitik eine langfristige Perspektive beibehält.”

    Die meisten Zuwanderer kamen 2008 aus Polen (22 Prozent) nach Deutschland, gefolgt von Rumänien, der Türkei und Ungarn. Gegenüber den Jahren zuvor hat sich der Anteil der polnischen, rumänischen und ungarischen Zuwanderer erhöht. Der Anteil der Zuwanderer aus der Türkei ist dagegen zurückgegangen.

    Auch unter Studenten ist Deutschland nach wie vor attraktiv. Mit gut 200.000 internationalen Studierenden ist Deutschland nach den USA und Großbritannien das Land mit dem größten Markt für Studierende aus dem Ausland – etwa gleichauf mit Australien und Frankreich. Allerdings ist die Zahl internationaler Studenten in Deutschland in den vergangen Jahren deutlich langsamer gewachsen als in den meisten anderen OECD-Ländern.
    Dennoch scheint Deutschland für internationale Studenten nach dem Abschluss ihres Studiums als Arbeitsmarkt attraktiv. So bleiben etwa 30 Prozent der Absolventen aus Ländern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums 8(EWR) und der Schweiz im Anschluss an ihr Studium dauerhaft in Deutschland. Die meisten von ihnen kommen aus China, Russland, der Türkei und der Ukraine.

    Die OECD-Studie erfasst auch die Emigration von Deutschen ins Ausland. Im Jahr 2008 sind die meisten in die Nachbarländer Schweiz (46.000 Personen) und Österreich (19.200 Personen) gezogen. Danach folgen die USA (8500 Personen) und die Niederlande (7500 Personen).

    jw

  3. Danke, Pragmatikerin, für Ihren Beitrag.

    Freudlichst
    Abdul

  4. Zu der Organisation OECD habe ich nachstehenden Beitrag in Wikipedia gefunden. Die Ziele dieses Verbundes sind wohl edel, aber sicher nicht unfehlbar. Man kann also zu Recht sagen: „glaube keiner Statistik, welche du nicht selbst erstellt oder gefälscht hast“ 😉

    Pragmatikerin

    Lt. Wikipedia ist

    „Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (engl.: Organisation for Economic Co-operation and Development, OECD, franz. Organisation de coopération et de développement économiques, OCDE) eine Internationale Organisation mit 31 Mitgliedstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen. Die meisten OECD-Mitglieder gehören zu den Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen und gelten als entwickelte Länder. Sitz der Organisation ist Paris in Frankreich.

    Die OECD wurde 1961 als Nachfolgeorganisation der Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) und des Marshallplans zum Wiederaufbau Europas gegründet, die seit dem 16. April 1948 agierten. Das Ziel der OEEC war ein gemeinsames Konzept zum wirtschaftlichen Wiederaufbau und zur Zusammenarbeit in Europa zu erarbeiten und umzusetzen. Insbesondere sollten die europäischen Länder in den Entscheidungsprozess über die Verwendung der Gelder aus dem Marshallplan eingebunden werden. Nach Abwicklung der Marshallplanhilfe wurde weiterer Bedarf für einen Austausch über wirtschaftspolitische Fragen gesehen und die OEEC im September 1961 in die OECD überführt.

    In den ersten Jahren ihres Bestehens zählte die OECD 18 Mitglieder (15 europäische Staaten sowie die USA, Kanada und die Türkei). In den 1960er Jahren traten Italien, Japan und Finnland bei, in den 1970er Jahren folgten Australien und Neuseeland, in den 1990er Jahren kamen Mexiko, Tschechien, Ungarn, Südkorea, Polen und die Slowakei hinzu und 2010 traten Chile, Israel, Estland sowie Slowenien bei.

    Heute versteht sich die OECD als Forum, in dem Regierungen ihre Erfahrungen austauschen, best practice identifizieren und Lösungen für gemeinsame Probleme erarbeiten. In der Regel ist peer pressure der wichtigste Anreiz für die Umsetzung der erarbeiteten Empfehlungen. Häufig werden im Rahmen der OECD auch Standards und Richtlinien erarbeitet, gelegentlich auch rechtlich verbindliche Verträge.“

 

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