Gallup Studie – Muslime lehnen Gewalt als politisches Mittel ab

13. Februar 2009 | Von | Kategorie: Gesellschaft, Leitartikel | 10 Kommentare |

Die Mehrheit der Muslime lehnen Gewalt als politisches Mittel stärker ab als Nicht-Muslime. Zudem wünschen sie die Etablierung der westlichen Werte. Laut einer umfassenden Studie des Gallup-Institutes lehnen etwa in London mehr Muslime Gewalt als politisches Mittel ab als Nicht-Muslime: 81 zu 72 Prozent. In Deutschland ist dieses Verhältnis 94 zu 75 Prozent.

Kuppel der Lotfollah Moschhe - Foto: flickr.com/photos/seier/

Kuppel der Lotfollah Moschhe - Foto: flickr.com/photos/seier/

Die Studie wurde über einen Zeitraum von sechs Jahren in 40 muslimischen Ländern geführt, bei der mehr als 50.000 Personen in Direkinterviews befragt wurden und ist repräsentativ für 1,3 Milliarden Muslime weltweit. Die Studie ergab zudem auch, dass unter den Muslimen der Wunsch nach dem heiligen Krieg nicht dominant ist. Vielmehr wünschen sie sich unter anderem einen besseren Job.

Auf der anderen Seite identifizieren sich Muslime mehr mit dem Staat als Nicht-Muslime, hier spielt die Bedeutung ihrer Religionszugehörigkeit keine primäre Rolle.

Entgegen der Annahme betrachten Muslime den Westen nicht als eine unteilbare Einheit. Sie unterscheiden vielmehr die einzelnen Staaten abhängig nach ihrer jeweiligen Politik. Laut der Studie zählen Muslime zu den Vorzügen des Westens die Demokratie und Technologie. Ein anderes Ergebnis: Muslimische Frauen wünschen sich mehr Religion in der Gesellschaft und Gleichberechtigung gleichermaßen.

Die Studie, gesammelt und analysiert von John L. Esposito, einem führenden US-amerikanischen Islamwissenschaftler und Professor an der Georgetown-Universität in Washington, sowie Dalia Mogahed, Analystin und Direktorin des Gallup Center für Islamstudien, nahmen die Anschläge des 11.Septembers als Anstoß, um der Frage nachzugehen, wie denn Muslime auf der ganzen Welt über die Anschläge denken würden.

„Niemand in Washington hat auch nur eine Ahnung von dem, was 1,3 Milliarden Muslime denken. Und trotzdem erarbeiten wir komplexe Strategien, die für immer die Welt verändern werden“, sagte er damals und gab eine bisher einzigartige Langzeitstudie auf diesem weitgehend unerforschten Feld in Auftrag.

Die Langzeitstudie, bei der die beiden Wissenschaftler 50.000 Gespräche mit Muslimen in mehr als 40 überwiegend islamischen Ländern führten, wurde zu einem Buch verarbeitet mit dem Titel: Wer spricht für den Islam? Was eine Milliarde Muslime wirklich denken. Mit der Studie werde bezweckt, Klischees, Stereotypen und konventionelle „Erkenntnisse“ von selbsternannten Experten aufzulösen.

Verglichen mit den USA glauben die Muslime nicht, dass Deutsche aggressiv sind. Mit den Amerikanern werden hingegen schlechte Eigenschaften wie Rücksichtslosigkeit, Aggressivität und moralische Dekadenz verbunden. Den Westen bewundern Muslime für seine Demokratie und seine bürgerlichen Freiheiten- auch wenn sie kein Aufzwingen westlicher gesellschaftspolitischer Strukturen dulden.

„Die Muslime wollen Selbstbestimmung, kein US-gesteuertes und -definiertes Demokratiemodell. Sie wollen weder Säkularismus noch Theokratie. Die überwältigende Mehrheit aller Muslime will ein demokratisches System mit religiösen Grundwerten“, erläutert John Esposito.

Eine andere wichtige Erkenntnis der Studie zeigt, dass Muslime mehr Respekt für ihren Glauben und für sich selbst wünschen. Dies würde ihrer Meinung nach das Verhältnis zwischen dem Westen und den islamischen Gesellschaften entscheidend verbessern.

Die Studie mit diesem Umfang gilt als repräsentativ. Der Erheber der Studie, John L. Esposito, ist ein führender US-amerikanischer Islamwissenschaftler und ist Autor oder Co-Autor von 36 Büchern, darunter von der vierbändigen Oxford-Enzyklopädie der Modernen Islamischen Welt. Das Gallup-Institut gilt zudem als Flaggschiff der internationalen Meinungsforschung.

10 Kommentare
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  1. Gelesen und Verstanden .
    Sagt im Grunde nur das aus was wir alle hier , jeder auf seine eigene Art , immer wieder sagen.
    Aber warum wird so eine Studie , die ja als Flaggschiff gilt , nicht Öffentlich gemacht ?
    Was heben einige wenig davon , wenn doch die Mehrheit in Deutschland immer nur die Vorurteile vorgestzt bekommt ??
    Ein Idiot der einen Alten Mann in der U Bhan zusammenschlägt ist öfter in den Medien als so ein Werk !

  2. […] weiterlesen auf Jurblog […]

  3. […] Quelle […]

  4. Ja, das Ergebnis dieser Umfrage ist doch echt sehr sehr erfreulich. So beweist sie doch, das Muslime in der Mehrheit – wie die Anhänger anderer Religionen auch – an einem friedlichen Leben interessiert sind.
    Und das ist doch einfach auch nur menschlich. Was will man denn schon ….?
    Ein Haus, eine Arbeit, Erfolg, Zufriedenheit, eine Familie …… so in etwa sieht doch die Lebensgestalltung gesunder Menschen aus – jeder legt da natürlich andere Schwerpunkte 😉

    Aber es stellt sich dem kritischen Leser ja doch die Frage, ob diese Studie wirklich representativ ist. Wer ist denn gefragt worden, und haben die auch das gesagt, was die Studie angiebt ?
    Sicher, es gibt c.a. 1,3 Milliarden Muslime und ich will jetzt nicht wirklich anfangen zu rechnen.
    Wieviele Muslime haben sich gewalttätig oderwenigstens gewaltbereit an „Pro-Gaza“ Demos beteiligt auf der ganzen Welt ? Ich habe echt fiese Bilder aus z. B. London gesehen – und man denke nur an Duisburg…

    Wieviele Muslime gehören zu politisch / religiösen Gruppierungen die Gewalt als Lösungsweg akzeptieren oder gar propagieren ? Al Kaida, Hamas, Hisbollah…..

    Wieviele muslimische Jugentliche fallen unter das Prädikat „jugentliche Intensivtäter“ ? Die zeichnen sich ja nun auch gerade durch ihre hohe friedliche Sozialkompetenz aus.

    Wieviele Muslime sind weltweit „unter Waffen“ ohne beim Militär oder der Polizei zu arbeiten ?

    Bei 1,3 Milliarden friedlichen Muslimen kämen wir auf fast 8 Millionen gewaltbereite Muslime… wenn ich mich so in der Welt umschaue, dann kommt mir das doch etwas optimistisch vor !

    Grüße

    Achim

  5. Vielen Dank für diesen Artikel, er hat mich sehr beeindruckt. Da ich über meinen Beruf viele Kollegen aus Nordafrika, Pakistan, Türkei (u.v.m.) kenne, die sehr liebenswürdig sind und „einiges auf der Kiste haben“, wie man in Deutschland so schön sagt – wundert es mich auch sehr, dass solche Studien kaum in den grossen Medien in Deutschland veröffentlicht werden. Mein Eindruck ist, dass auch eher die negativen Ereignisse ständig veröffentlicht werden. So werden wir alle (und das war ja schon immer so) von den Reichen und Mächtigen dieser Welt ständig manipuliert. Ich jedenfalls werde Augen und Ohren offen halten, um dem möglichst zu entgehen!

  6. Hallo Ulli,

    die Erfahrungendie Du gemacht hast will Dir ja keiner nehmen. Aber die Frage bleibt ja bestehen, ob diese Umfrage überhaupt representativ sein kann. Und ist sie es nicht – dann erklärt sich auch, warum man sie nicht an die große Glocke hängt.

    Gerade in GB treten Muslime teilwise schon sehr gewaltbereit in Erscheinung. Vorfälle wie bei uns in Duisburg sind dort keine Ausnahmen.
    So fällt es einfach schwer den Ergebnissen zu glauben…. „ich hör die Worte schon, allein mir fehlt der Glaube..“

    Gerade heute sind die ersten Flüchtlinge aus dem Iraq hier eingetroffen – keine direkten Kriegsflüchtlinge, sie wurden im Iraq aufgrund ihres Glaubes bedroht, verfolgt, …… sprich : sie hatten viel Kontakt zu nicht friedlichen Moslems.
    Man schaue sich einfach mal die unterscheidlichen muslimischen Länder an in Bezug auf Religions- und Meinungsfreiheit. Human Rights Watch, Ai, Open Doors,….. da bekommt man einen ganz anderen Eindruck, einen der sich nicht mit den Ergebnissen der hier erwähnten Studie deckt.

    Wieviele Menschen wurden denn in den letzten paar Jahren in der Türkei umgebracht weil sie Armenier, Christen, Homosexuell oder sonst was waren – auf jeden Fall nicht türkisch genug ? Hat´s nicht die Tage erst eine Frau erwischt ? Erstochen weil sie lesbisch war.
    Das ist ja jetzt ein Einzelfall, aber was ist z.B. mit den hunderttausenden Toten die auf das Konto des Sudan gehen – die Täter sind die muslimische Regierung und ihre muslimischen Milizen. Und wenn man das beim Namen nennt, dann werden auch noch so gute und wichtige Organisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ rausgeschmissen. Pure Menschenfreunde eben, die bestimmt Gewalt als Konfliktlösung ablehnen… 🙁

    Ich jedenfalls werde Augen und Ohren offen halten, um dem möglichst zu entgehen!

    DAS kann ich auch nur wärmestens empfehlen. Die Frage ist nur, wo und wie und vor allem von wem lässt man sich informieren !!!

    Grüße

    Achim

  7. Achim du gibst einfach nicht auf. Ich habe gar keine Lust aufzuzählen was von Ländern mit einer anderen Religion alles angestellt wurde, weil ich mir diese peinliche Auseinandersetzung nicht antun möchte.
    Echt flach, flacher als sonst.

  8. Hallo Yasin,

    es geht doch hier gar nicht darum, welches Land mal was gemacht hat. Es geht darum, ob die oben erwähnte Umfrage überhaupt den Tatsachen entsprechen kann !
    Die Studie verbreitet doch die Behauptung, das bis weit über 90 % der Muslime weltweit Gewalt als Lösungsmittel ablehnen – um damit zu beweisen wie friedlich diese Leute und auch ihre Religion ist.

    Ich bringe lediglich Fakten, die diese Ergebnisse anzweifeln / in Frage stellen. Das hat etwas mit objektiver Auseinandersetzung zu tun – was sollte daran flach sein ?!

    Das andere Länder ( auch ohne Islam ) Dreck am Stecken haben ( aus Vergangenheit und Gegenwart ) habe ich auch gar nicht bestritten – es hat aber nichts mit der Aussage der Studie zu tun und ist deshalb in diesem Zusammenahng einfach überflüssig. Dafür aber ein so häufig zitiertes Relativierungs-Argument von muslimischer Seite, dass es einfach nur noch peinlich ist. Immer erst alles abstreiten, und wenn das nicht mehr geht mit Fingern auf andere zeigen : „….der hat aber auch…..“
    Entwicklungstechnisch steckt da der eine oder andere wohl noch in Kinderschuhen ( Größe 28 max 🙂 ).

    Grüße

    Achim

  9. […] – Studie, die leider ziemlich unterging: Muslime lehnen Gewalt als politisches Mittel ab. […]

  10. […] weiterlesen auf Jurblog […]

 

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