Schäuble: Islam Konvertiten haben etwas bedrohliches

5. Februar 2007 | Von | Kategorie: Politik | 15 Kommentare |

In einem Interview mit der Tageszeitung die „Die Welt“ erklärt Herr Schäuble:

Auch hat die wachsende Zahl von Menschen, die … zum Islam konvertieren, durchaus etwas Bedrohliches. Ich sage natürlich nicht, dass jeder Konvertit ein potenzieller Terrorist ist. Aber man muss sehen, es wächst bei uns das Phänomen des home-grown terrorism, des Terrorismus, der gewissermaßen auf unserem eigenen Mist gewachsen ist.

Bezieht sich „Mist“ hier auf Art. 4 GG (Religionsfreiheit)?

Ekrem Senol – Köln, 05.02.2007

15 Kommentare
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  1. „… durchaus etwas Bedrohliches “ hat für mich insbesondere ein Minister wie dieser !

  2. In islamischen Ländern wie Afghanistan müssen sich Konvertiten zum Christentum als „geisteskrank“ bezeichnen lassen, damit sich nicht hingerichtet werden, wie uns ein berühmter Fall vor einigen Monaten deutlich machte. Der Mörder des Priesters in der Türkei hatte Angst vor christlicher Mission, deshalb brachte er den Priester um.
    Spielen Sie sich mal nicht so auf, Herr Senol, Konvertiten vom Islam weg leben in dieser Welt deutlich gefährlicher als Konvertiten zum Islam hin.
    Außerdem gibt es nicht nur Art.4, sondern auch Art.5. Darf Herr Schäuble keine Meinung mehr äußern?

  3. Wer diese Äußerung nicht nachvollziehen kann, verschließt die Augen vor der Wirklichkeit. Die besteht darin: Nicht alle Muslime sind Terroristen, aber alle Terroristen der letzten Zeit waren und sind Muslime. Das ist schon ein bemerkenswerter Zusammenhang.

    Darüber hinaus ist eine solche Konversion sicherlich ein sog. Unterschichtenphänomen, so dass sich darin auch auf anderen Ebene gesellschaftliche Probleme ausdrücken.

    Insgesamt ist Konversion zum Islam sicherlich kein politisch relevantes Phänomen, aber durchaus ein kriminologisch und kriminalistisch Beobachtenswertes. Das wollte Schäuble – völlig zu Recht – wohl andeuten.

  4. Ich finde es schon sehr bedenklich, dass Schäuble mittlerweile mit Import-Slogans aus den USA (home-grown terrorism) hier versucht, Meinung zu machen. Das zeigt auf jeden Fall, wessen Kind sein Geist ist.

  5. In Deutschland leben 3,5 Millionen Muslime, die integriert werden müssen. Ich frage mich ernsthaft, wie ein Innenminister mit dieser Einstellung, diese Menschen erreichen möchte.

    @ Martin
    Ich hoffe doch, dass Sie Afghanistan nicht als Rechtfertigung heranziehen. Die haben keine Verfassung, wie wir es kennen. Nicht umsonst rühmen wir uns doch mit unserer fortschrittlichen Grundordnung. Wollen wir so werden wie die? Stellen Sie sich mal vor, Länder würden den Irak-Krieg der USA zur Rechtfertigung heranziehen.

    Zum Pristermord habe ich schon so viele Motive gehört, dass ich nicht weiß, was sache ist. Doch möchte ich auch hier nicht den deutschen Innenminister auf Ihr Beispiel herunterspielen.

    Was Art. 5 GG angeht: Gilt der für mich nicht?

    @Uticensis
    Aus der Sicht von Millionen Muslimen auf der ganzen Welt sind Terroristen, egal für was die sich ausgeben, keine Muslime. Aus diesem Blickwinkel aus sind Ihre Ausführungen absurd.

  6. @Martin
    Nachtrag: Gerade nehme ich mir die Hürriyet in die Hand und lese auf der Titelseite, dass die Mutter und der Vater des 16 jährigen Priestermörders anlässlich des Gedenktages des am 05.02.2006 ermordeten Priesters sich bei den Hinterbliebenen für die Tat des Sohnes entschuldigt und ihr Beileid bekundet haben.

    http://www.hurriyet.com.tr/gundem/5899846.asp?gid=48 (türkisch)

  7. @ Ekrem Senol:

    Ohne über die Gründe jener „Entschuldigung“ sinnieren zu wollen und dadurch deren positver Wirkung gänzlich zu zerstören, frage ich mich dennoch, ob ich als Angehöriger des Opfers eine Entschuldigung von dejenigen Menschen hören möchte, die ihrer zuvördesten Pflicht – der Erziehung ihres Sohnes in Achtung und Demut vor dem Leben anderer – so kläglich versagt haben. Dies gilt um so mehr für die Jugenderziehung in der Türkei, in der ja die Eltern gemeinhin eine sehr präsente Position einnehmen. Darüber hinaus – so zumindest der Eindruck aus der öffentlichen Medienberichterstattung – hat die Türkei derzeit alle Hände vollzu tun, postive Stimmung in Hinsicht auf den EU-Beitritt zu machen. Da „kommen“ solche Gesten im Gegensatz zu den sonstigen Alltäglichkeiten immer gut.

  8. „Aus der Sicht von Millionen Muslimen auf der ganzen Welt sind Terroristen, egal für was die sich ausgeben, keine Muslime. Aus diesem Blickwinkel aus sind Ihre Ausführungen absurd.“

    Nach dieser „Logik“ kann es überhaupt keine muslimischen Terroristen geben. Auf so billige Weise wird man das Problem offenkundig nicht totreden können. Diese Rosinenpicker-Theorie kann schon deswegen nicht ernstgenommen werden, weil sich all diese gemeinten Terroristen mit großer Inbrunst selbst als Muslime sehen, bekennen und viele die religösen Riten praktizieren. Darüber hinaus gibt es ebenso Millionen Muslime, die diese Terroristen mit „klamheimlicher Freude“ oder sogar mit offener Zustimmung sehr wohl als „gute“ Muslime sehen.

    Ich erinnere nur daran, dass in Palästina auf den Straßen Jubel ausbrach, als die verbrecherischen Anschläge vom 11.9. bekannt wurden.

    M.a.W.: Immer wenn im gesellschaftlich-politisch-kulturellen Zusammenhang von Muslims gesprochen wird, muss man äußerliche Merkmale, Selbstbezeichnung, Herkunft maßgeblich sein lassen, nicht gesellschaftlich irrelevante, nicht allgemein konsentierte theologische Rosinenpicker-Theorien.

    Auf der theologischen Ebene würde ich übrigens sofort zustimmen, dass sich Terroristen – auch sog. Selbmordattentäter – und deren offene und heimliche Freunde in Wirklichkeit dem Satan verschrieben haben, dass sie einer teuflischen Religion huldigen und sich selbst schon auf den Weg zur Hölle begeben haben (wobei ihnen der war on terror dann hoffentlich „Beine macht“).

  9. @Uticensis

    Nach dieser “Logik” kann es überhaupt keine christlichen Verbrecher geben. Auf so billige Weise wird man das Problem offenkundig nicht totreden können. Diese Rosinenpicker-Theorie kann schon deswegen nicht ernstgenommen werden, weil sich all diese gemeinten Verbrecher mit großer Inbrunst selbst als Christen sehen, bekennen und viele die religösen Riten praktizieren. Darüber hinaus gibt es ebenso Millionen Christen, die diese Verbrecher mit “klamheimlicher Freude” oder sogar mit offener Zustimmung sehr wohl als “gute” Christen sehen.

    Ich erinnere nur daran, dass in den USA überall Jubel ausbrach, als der Beginn des verbrecherischen Irak-Krieges bekannt wurde.

    M.a.W.: Immer wenn im gesellschaftlich-politisch-kulturellen Zusammenhang von Christen gesprochen wird, muss man äußerliche Merkmale, Selbstbezeichnung, Herkunft maßgeblich sein lassen, nicht gesellschaftlich irrelevante, nicht allgemein konsentierte theologische Rosinenpicker-Theorien.

    Auf der theologischen Ebene würde ich übrigens sofort zustimmen, dass sich Verbrecher und deren offene und heimliche Freunde in Wirklichkeit dem Satan verschrieben haben, dass sie einer teuflischen Religion huldigen und sich selbst schon auf den Weg zur Hölle begeben haben (wobei ihnen der war on terror dann hoffentlich “Beine macht”).

  10. @ Ekrem Senol (in Erwiderung auf Uticensis):

    Wobei auch kein Diskutant hier die Position vertrat, dass es keine christilichen Verbrecher gäbe …

    Im Tenor stimme ich mit Uticensis vollkommen überein: Die „wahren“ Muslime machen sich die Sache ziemlich einfach (ich will hier nicht das Wort „Scheinheiligkeit“ verwenden, da es zumindest in Verbindung mit ihrer Person nicht angemessen erscheint), indem sie in der öffentlichen Wahrnehmung die Handlungsweise der Attentäter, Kriegstrieber und Fanatisten nicht als solche von Muslimen anerkennen und damit den Versuch unternehmen, sich jedweder moralischen Pflicht zu entledigen.

    Die muslimische Gemeinschaft muss diese von Ihnen angesprochene Ab- bzw. Ausgrenzung erkennbar praktizieren. Da derarige Handlung gerade „Inshallah“ vorgenommen werden, bedarf es deutlich wahrnehmbarer Zeichen und Handlungen, die offenkundig machen, dass die Mehrzahl der Muslime nicht nur aus ethisch-moralischen Gründen (sozusagen aus dem sicheren Hafen der „zivilisierten Moralität“), sondern eben auch unter dem Blickwinkel ihrer religiösen Überzeugung deartige Handlungen ablehnen.

    Wortklauberein — wie die von Ihnen obig praktizierte — tragen zumindest nicht dazu bei.

  11. @ Mascha
    Ich wollte mit meinem Kommentar lediglich verdeutlichen, dass Uticensis‘ Kommentar nichts zum Thema beiträgt, da man solche Argumente drehen und wenden kann, wie man will.

    Zur Abgrenzung: Nach dem 11. September, während der Prophetenkarikaturdebatten, bei den Ehrenmorddebatten und auch sonst fast immer, haben sich die meisten muslimischen Gemeinschaften in Deutschland, von den Taten distanziert.

    Meine Frage: Wieso sollen sich Muslime für Taten von irgendwelchen Terroristen rechtfertigen oder sich davon ausdrücklich distanzieren? Jedesmal? Wer erwartet von Christen eine Distanzierung? Ist doch absurd!

  12. @ Ekrem Senol:

    … weil – wie schon angedeutet – eben jene Terroristen sich dem Worte Gottes verpflichtend in die Luft sprengen; weil Islamisten in vielen Ländern unter Berufung auf den Koran den Gottesstaat notfalls auch mit dem Schwert errichten wollen; weil der Koran nicht nur Religion sondern auch gelebter Staat bedeutet; weil in der Westbank oder im Gazastreifen jeder Muslim, der sich „mit ein paar Ungläubigen“ in die Luft sprengt, wahre Freundenstürme auslöst?

    Im übrigen ging es gar nicht um Distanzierung – was soll eine solche auch bringen? Vielmehr ging es mir um die Feststellung, dass im Rahmen solcher Diskussionen (wie wir sie auch hier führen) von den „wahrhaft gläubigen“ Moslems immer wieder heftigst bestritten wird, dass diese Taten Ausdruck des ***tatsächlich*** gelebten islamischen Glaubens sind. Angesichts der Realitäten ein mehr als zweifelhaftes Unterfangen.

    Letztlich: Mal davon abgesehen, dass ich persönlich (als Atheist) in jeder Art von Religion den Versuch erkenne, Macht über die personelle Autonomie des Einzelnen auszuüben, ihn mithin zum Instrument eines beliebig manipulierbaren Interesses zu machen, sind mir von den Weltreligionen tatsächlich alle anderen weitaus humanistischer ausgrichtet als der Islam. Hierbei ist es im übrigen gleichgültig, in welche Region der Welt man schaut: Persischer Golf, Nordafrika, Südostasien, Europa …

  13. @ Mascha
    Woran machen Sie denn die „Humanität“ einer Religion aus? An der Anzahl der Attentäter, Anzahl der Opfer oder an den Motiven für die Verbrechen?

  14. @ Ekrem Senol:

    .. an der Achtung vor dem Leben und der Würde des Menschen, der Akzeptanz der Gleichheit aller Menschen, der Toleranz gegenüber anderen, der Verfolgung des Pazifismus als Kerngedanke eines gedeihlichen Zusammenlebens – eben all‘ die Dinge, deren Erreichung das wahre Ziel des Menschseins bedeutet.

  15. @ Mascha
    Bezüglich der Formel sind wir dann ja einer Meinung. Nur kommen wir wohl zu unterschiedlichen Ergebnissen, wobei ich nicht zwischen den Religionen abwäge. Ob jedoch „vermeintliche Anhänger“ verschiedener Religionen humaner sind oder nicht, kann man sich sicher streiten. Darauf habe ich aber keine Lust.

 

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