Eingebürgerte Migranten gebildeter als Einheimische

26. Juli 2008 | Von | Kategorie: Gesellschaft, Leitartikel | 6 Kommentare |

Einem Vorab-Bericht der „Spiegel“ zufolge haben eingebürgerte Ausländer ein höheres Bildungsniveau als gebürtige Deutsche. Dies gehe aus einem bislang unveröffentlichten Integrationsbericht aus dem Hause von NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) hervor. Dieser Bericht rücke das tendenziell negative Bild von Zuwanderern gerade, finde NRW-Integrationsminister Armin Laschet.

Photo: www.mgffi.nrw.de

Armin Laschet - NRW Integrationsminister (Foto: www.mgffi.nrw.de)

Als Kriterium wurden die Schulabschlüsse von eingebürgerten Migranten und Deutschen ohne Migrationshintergrund herangezogen. Erstere verfügten im Jahr 2006 mit einem Anteil von über 30 Prozent über die höchsten Schulabschlüsse, während letztere nur auf 27,1 Prozent kämen.

Der Bericht unterscheide – im Gegensatz zu den übrigen Zuwanderungsstatistiken – nicht mehr nach der Staatsangehörigkeit, sondern nach dem Migrationshintergrund. Weil die gut integrierten Eingebürgerten aus der Migrantengruppe herausfielen, sei ein verzerrtes Bild der Zuwanderer entstanden. (Quelle: Tagesspiegel)

In der Tat wird durch häufig undifferenzierte Datenerhebungen und -auswertungen ein mehr als verzerrtes Bild über Migranten in Deutschland gezeichnet. Eingebürgerte werden nicht selten außen vor gelassen, wenn es darum geht, Informationen über Migranten zu gewinnen. Eine deutliche Abweichung zu Lasten der Migranten ist meist das Resultat, was wiederum weitere Vorurteile bei der Mehrheitsgesellschaft schürt oder bereits bestehende bestätigt. Eine Erschwerung der Integration sind die Folgen innerhalb der Gesamtgesellschaft.

Bleibt zu hoffen, dass die „neue“ Methode der differenzierten Datenerhebung, wie es NRW-Integrationsminister Armin Laschet vorgemacht hat, zur Regel wird. Er hat sich bereits häufig gegen eine insgesamt differenziertere Integrationsarbeit ausgesprochen auch wenn es einigen seiner Unionskollegen nicht schmeckte.

Die neuen Zahlen würden nach der Sommerpause dem Kabinett vorgelegt und stammen aus einer Sonderauswertung der Daten des Mikrozensus für Nordrhein-Westfalen, was als wichtigste Informationsquelle für die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung gilt.

6 Kommentare
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  1. Lieber Ekrem Senol, Eingebürgerte Migranten gebildeter als Einheimische,
    das ist so eine Meldung, die einem die Haare zu Berge stehen lässt. Sie beklagen einerseits, dass durch eine undifferenzierte Datenerhebung das Migrantenbild verzerrt wird, andererseits loben Sie diese manipulative Aussage als wegweisend für zukünftige Datenerhebungen. Sie können aber nicht allen Ernstes glauben, dass eine derartig dämliche Erkenntnis irgendwelche Vorurteile abbauen könnte. Eher wird das Gegenteil erreicht, denn auch Sie z.B. lesen ja etwas anderes aus der Headline heraus als ich. Es nützt auch nicht, sich in semantischen Kinkerlitzchen zu ergehen, denn ein eingebürgerter Immigrant ist nun mal ein Deutscher Staatsbürger-ergo einheimisch- und jedem, der einen Moment nachdenkt muss klar sein, dass, wenn man alle Immigranten einbürgern würde, die alten verheerenden Relationen wieder hergestellt wären. So ist das Ganze nur eine weitere Manipulation der Öffentlichkeit. Ich verstehe , dass Sie aus persönlichen Gründen eine Datenerhebung auf Staatsangehörigenbasis ablehnen. Dennoch gibt es keine geeignetere Grundlage, den Erfolg oder das Scheitern einer Immigration und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Gesellschaft zu beurteilen.
    Im übrigen bin ich auch nicht sicher, ob Ihnen die Detailinformationen des NRW- Integrationsberichtes gefallen werden, denn dort werden Sie natürlich wieder diese ethnischen Zuordnungen vorfinden, die für die Gestaltung der Zuwanderungspolitik unerlässlich sind.

  2. @ riccardo:

    Ich lehne weder die Datenerhebung auf Grundlage der Staatsangehörigkeit ab noch die nach dem Migrationshintergrund. Beides kann Erkenntnisse zu Tage bringen, die wertvoll sein können. Es kommt darauf an, was untersucht wird.

    Wenn aber nach der Integration von Migranten gefragt wird, kann es nicht sein, die bereits erfolgreichen außen vor zu lassen, weil diese ja mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Sie sind und bleiben zunächst einmal Migranten. Das Bild, dass der Öffentlichkeit dabei präsentiert wird, ist irreperabel. Das Image der Migranten wird eben auch beim Arbeitgeber, beim Vermieter oder einfach auch beim Nachbarn versaut. Die schauen zunächst einmal nach dem Aussehen, dem Namen und falls es noch interessiert auf die Staatsangehörigkeit. Die Integration wird in beide Richtungen erschwert.

    Auch gibt es keinen plausiblen Grund, den Bildungsstand des Vaters oder Mutters (über 60) zu den Migranten zuzuordnen, den Bildungsstand der eingebürgerten Kinder außen vor zu lassen um anschließend zu verbreiten, Migranten hätten einen weitaus schlechteren Bildungsniveau als Deutsche. Das gleiche gilt möglicherweise auch für den Vater-Sohn einer einheimischen Familie. Dort werden aber beide erfasst.

    Ich bin daher der Auffassung, dass man Daten so differenziert wie möglich erheben muss, um nachhaltige Ergebnisse liefern zu können. Leider gibt es da nicht so viele von, weswegen ich die NRW-Vorgehensweise nach wie vor begrüße.

  3. @Ekrem Senol

    Ihre Argumentation überzeugt mich nicht. Die Zahlen sind wertlos, weil sie nicht Vergleichbares vergleichen. Wenn Sie- statistisch gesehen auch Naturalisierte wieder dem Immigrantenlager zuschlagen wollen, dann dürfen Sie nicht sagen:“ Eingebürgerte gebildeter als Einheimische. Es müsste dann heissen:
    Soundsoviel Prozent der Immigranten haben einen höheren Bildungsabschluss und das sieht dann im Verhältnis zu den Einheimischen mit höherem Bildungsabschluss soundso aus.

    Ich kann auch nicht erkennen was eine Schlagzeile wie die obige, oder irgendeine neue Datenerhebung für das Image der Immigranten bedeuten soll.( Ich nehme an, dass Sie das Fremdimage meinen, also das Bild, das sich die Einheimischen von den Immigranten machen.) Dieser Imagetyp wird aber zum überwiegenden Teil von den Immigranten selbst mitgeprägt, sei es am Arbeitsplatz, in der Schule oder sogar schon im Kindergarten, in Diskotheken und Freibädern, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf dem Sportplatz, kurz, überall dort, wo Menschen ihr tägliches Leben verbringen. Wenn dabei die eine oder andere ethnische Gruppe im Image schlechter abschneidet, kann man das nicht unbedingt den Einheimischen anlasten.

  4. @ riccardo:

    Es gibt Menschen riccardo, die wehren sich gegen Ãœberschriften wie die obigen – sie haben vollkommen Recht! Es gibt die Studie womöglich nicht korrekt wieder -, nehmen aber Ãœberschriften, in denen Migranten schlecht gemacht werden hin als sei es normal oder einfach nur, weil man selbst nicht schlecht gemacht wird oder überhaupt nicht betroffen ist. Die obige Ãœberschrift – ob korrekt oder falsch – ist nichts anderes als ein Spiegelbild zigtausender Ãœberschriften mit gegenteiligem Tenor innerhalb der letzten Jahre. Wie oft wurden Migrantenkinder als schlecht in der Schule dargestellt, ohne dass dabei eingebürgerte Migrantenkinder mitberücksichtigt wurden? Dass diese Art der Berichterstattung die öffentliche Meinung über alle Migrantenkinder, egal ob eingebürgert oder nicht, negativ beeinflusst, belegen viele Studien.

    Solche Überschriften nisten sich ein und werden bei jeder Wiederholung verfestigt. Ihr Beispiel über das entstehen von Vorurteilen überzeugt mich ebenfalls nicht. Weder stehen Einzelne auf der Straße, die meinen negativ auffallen zu müssen, Stellvertretend für eine ganze Ethnie noch lassen sich irgendwelche davon irgendwelche Rückschlüsse ziehen in Bezug auf deren Staatsangehörigkeit. Oder haben Sie mal so einen Bengel nach der Staatsbürgerschaft gefragt. Sicher nicht. Interessiert doch auch niemanden. Er ist offensichtlich ein Ausländer. Ich erinnere:

    Es nützt auch nicht, sich in semantischen Kinkerlitzchen zu ergehen, denn ein eingebürgerter Immigrant ist nun mal ein Deutscher Staatsbürger-ergo einheimisch

    Fragen Sie in diesem Zusammenhang mal einen weitestgehend erfolgreichen und wirtschaftsstarken Migranten mit akzentfreiem Deutsch einmal – unabhängig von seiner Staatsangehörigkeit -, wie oft er den Satz hört: „Sie sind doch Deutscher“.

    Stellen Sie dieselbe Frage einem ebenfalls akzentfrei Deutsch sprechenden eingebürgerten Hartz IV-Empfänger. Sie werden einen gewissen Unterschied feststellen, der zustande kommt, weil viele genau wie Sie argumentieren.

  5. Eine interessante Kommentierung der Studie von Till-R. Stoldt ist auf Welt Online zu lesen.

  6. […] | Keine Kommentare | Artikel versenden Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat den vorab angekündigten Integrationsbericht am 20.08.2008 veröffentlicht. Darin wird aufgeführt, dass eingebürgerte […]

 

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