Auch ohne Kopftuch außen vor?

10. September 2008 | Von | Kategorie: Gesellschaft, Leitartikel | 10 Kommentare |

Vorab: Hier gibt es den streitgegenständlichen Gegenstand als PDF zum Download. Gerade mal zwanzig Seiten dünn ist die Handbroschüre der Berliner Senatsverwaltung für Integration mit dem Titel: „Mit Kopftuch außen vor?„. Ein dickes Buch könnten die Diskussionen in den letzten Tagen, um die bereits im Juli herausgegebene Broschüre, dagegen locker füllen.

Mit Kopftuch außen vor?

Mit Kopftuch außen vor?

Dabei kündigt die Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Dr. Heidi Knake-Werner, im Vorwort an, dass nicht um eine weitere Ergänzung der breitgeführten „Kopftuchdebatte“ gehe. Die Broschüre solle auf die Situation muslimischer Frauen mit Kopftuch aufmerksam machen, über die verschiedenen Beweggründe, ein Kopftuch zu tragen, informieren, einen Beitrag zum Abbau  herrschender Vorurteile leisten, den Frauen Mut machen und insbesondere bestehenden Diskriminierungen entgegenwirken. Spätestens mit dem Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes 2006 habe der Gesetzgeber ein deutliches Zeichen gesetzt, dass Ungleichbehandlungen in unserer Gesellschaft nicht hinnehmbar seien.

Eine vorbildliche und im Gegensatz zu dem, was bisher üblicherweise im Zusammenhang mit Kopftüchern geschrieben wurde, eine äußerst sachliche Arbeit.

Seyran Ates und Serap Cileli sehen es aber – wie sollte es auch sein, wenn es sachlich wird in religiösen Angelegenheiten – anders: für Seyran Ates ist die Broschüre laut TAZ ein „Pamphlet für das Kopftuch“ und für Serap Cileli ein „Kniefall vor den Fundamentalisten“. Seyran Ates bestreite zwar nicht die Diskriminierungserfahrungen von Kopftuchträgerinnen, das sei aber ein altes Thema.

Auch Serap Cileli wolle die Diskriminierung von Kopftuch tragenden Frauen auf dem Arbeitsmarkt nicht wegdiskutieren. Aber die Frauen würden sich mit der Entscheidung für das Kopftuch ja selbst ausgrenzen. Ihr fehle der Hinweis in der Broschüre, dass das Tragen des Kopftuchs kein Zwang sei. Die TAZ zitiert sie mit den Worten: „Darüber aufzuklären sollte eigentlich die Aufgabe des Staates sein!„.

Sollte? Offensichtlich haben sich die Damen Ates und Cileli an unterschiedlichen Orten geäußert. Sonst hätte Ates als Juristin der Cileli bei diesen Worten einen warnenden Schubs geben müssen, noch bevor sie zu Ende gesprochen hat. Ist doch gerade das Gegenteil der Fall: Der Staat darf von Verfassung wegen nicht vorschreiben, wie eine Religion auszulegen oder zu leben ist. Das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaft ist in Deutschland geprägt von der Religionsfreiheit, der Trennung von Staat und Kirche und dem kirchlichen Selbstbestimmungsrecht. Insbesondere letztere garantiert den Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, dass keine staatliche Einmischung erfolgt.

Alles unter Wikipedia zu lesen und für den Laien verständlich formuliert. Voraussetzung: Wille, es verstehen zu wollen und die Freiheit auch derer zu akzeptieren, die anders denken und leben. Eigentlich ein selbstverständlicher Grundpfeiler friedlichen Zusammenlebens in allen zivilisierten Staatsformen. Mit ihren Vorträgen demonstrieren die Damen eindrucksvoll, wie man in einem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat auch ohne Kopftuch außen vor bleiben kann.

Blog-Leseempfehlung:

Die Broschüre “Mit Kopftuch außen vor?” kann über die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales per E-Mail broschuerenstelle@senias.berlin.de oder telefonisch unter 030 9028 2848 bestellt werden.

10 Kommentare
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  1. Boah schon wieder diese Schreckschrauben….!!!!!! Haben die beiden eigentlich ADS???
    (AufmerksamkeitsDefizitStörüng!!!)
    Warum die noch auftreten dürfen??… Ah ja Meinungsfreiheit und Pressefreiheit ne? Ja ja, habs geschnallt 🙂
    hehehe….

  2. Na wo blieb den Frau Kelek ??? Die steckte wohl im Stau, sonst hätte sich doch eine derart intelektuelle Persönlichkeit auch zu Wort melden müssen… 😉

  3. Lieber Herr Senol,
    bei aller berechtigten Kritik an Seyran Ates und Serap Cileli, sollten Sie sich abgewöhnen, die beiden stets als Damen zu bezeichnen. Die beabsichtigte negative Konnotation überschattet nur die Seriösität Ihrer Kritik.

  4. @ kontra:

    Vielleicht haben Sie recht. Obwohl der Begriff „Dame“ an sich nichts negatives ausdrückt – im Gegenteil, hört sich das im obigen Kontext anders an.

    Auf der anderen Seite benutzt Cileli das Wort ebenfalls – wenn auch versteckt: „Fundamentalisten“ hört man von ihr auch nicht gerade selten. 🙂 Daher: halb so schlimm und kein Grund zum überbewerten.

  5. Schade das es mal wieder zwei DAMEN auf Ihrem Egotripp sich selbst zu proflilieren , am Thema vorbei gehen.
    Denn mit Ihren Aussagen helfen Sie nicht denen die Hilfe benötigen , sondern eher denen die ein Vorurteil aufbauen wollen.
    Das diese DAMEN im Fokus einiger Medien geraten ist auch verständlich , man stelle sich vor es würde eine von sich selbst überzeugte Moslemin mit Kopftuch sich hier zu äußern !

  6. Das man sich hier in Deutschland überhaupt mit diesem widrigen Thema *Kopftuch* andauernd herumschlagen muss, ist ein Unding. Auch in der Öffentlichkeit finde ich es unpassend, unangebracht und unappetitlich. (Was die Einwohner in den Steppen Anatoliens machen, ist eine andere Sache).
    Warum nur hat Gott der Frau überhaupt Haare geschenkt? Und Schweine erfunden. Und alle anderen Sachen, die *durch Gott verboten* sind? Ach ja, der Scheitan wars.

    Ihnen ist die abgrundtiefe Lächerlichkeit bewusst?

  7. @ hans schneter:

    Ist Ihnen denn die Lächerlichkeit Ihrer Argumente bewusst?

  8. @Birol

    Dass Ihnen die Lächerlichkeit nicht bewusst ist, ist mir klar. Der Mohammedaner ist nicht, aber auch gar nicht, kritikfähig. Keinen Millimeter. Das hat er mit dem (ungebildeten) Amerikaner gemein. Beide verbindet u.a. überzogener Nationalismus.

    Guten Abend, Herr Birol.

  9. […] Und Cileli findet sogar, das die Frauen sich sich mit der Entscheidung für das Kopftuch ja selbst ausgrenzen. Typisch Mann hät ich jetzt gesagt. Oder wie ich zu sagen pflege: Frauenrechtlerinnern sind auch nur Männer! Mehr dazu gibts hier. […]

  10. Seyran Ates bestreite zwar nicht die Diskriminierungserfahrungen von Kopftuchträgerinnen, das sei aber ein altes Thema.

    Ein altes Thema? So ein Schwachsinn… Wurde ich nicht erst vor zwei Wochen im Bus wegen meines Kopftuch auf ausgesprochen plumpe Art und Weise und total unbegründet „angemacht“?

    @ Hans
    Oh Hans, du scheinst echt hinter dem Mond zu leben… (Dass du den Begriff „Mohammedaner“ verwendest stützt meine Vermutung übrigens. Dieser Begriff ist ehrlich veraltet und eigentlich eh unkorrekt. Aber das ist ja eine ganz andere Frage…)
    Dass du keine Türken und auch keine Muslime (das ist übrigens der korrekte Ausdruck) „magst“ wusste ich ja schon, aber jetzt auch noch die

    (ungebildeten) Amerikaner

    ?? Gibt es denn überhaupt ein Volk, das dem Herrn genehm ist?
    Ach und:

    Der Mohammedaner ist nicht, aber auch gar nicht, kritikfähig.

    – Doch, eigentlich durchaus. Sie muss nur auch begründet sein…
    In diesem Sinne werde ich auch auf Kommentare von dir in Zukunft nicht mehr antworten. Ist mir einfach zu unsachlich…- Nimms nicht persönlich.

 

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