Ein Hoch auf Geburtenraten und Hausfrauenquoten

18. Februar 2009 | Von | Kategorie: Gesellschaft, Leitartikel | 10 Kommentare |

Kurz nachdem Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen am Montag (16.02.2009) höchst erfreuliche Zahlen aus dem Familienreport 2009 vorgestellt hatte, stieg die Moral in Deutschland. Doppelmoral machte sich breit.

Familie mit zwei Kindern - Foto: flickr.com/photos/johncarleton

Familie mit zwei Kindern - Foto: flickr.com/photos/johncarleton

Laut Statistischem Bundesamt sei die Geburtenrate pro Frau von 1,33 auf 1,37 angestiegen. Während 2006 in Deutschland 672.724 Kinder geboren worden seien, sei die Zahl im Jahre 2007 auf 684.862 gestiegen. Auch für 2008 bestätige sich die positive Entwicklung.

Nach Ankündigung dieser Zahlen ging ein Freudenschrei durch Deutschland. Die Familienministerin lobte die eigene Familienpolitik, Regierungsmitglieder lobten die eigenen Reformen vergangener Jahre, die Medien freuten sich über den Kinderzuwachs und die neu entdeckte Kinderfreundlichkeit in Deutschland. Einzig einige Oppositionsparteien kritisierten das Eigenlob der Bundesregierung und warfen Schönfärberei vor angesichts vieler ungelöster Sozial- und Finanzprobleme in Familien mit Kindern.

In einem Punkt waren sich Medien, Regierung und Opposition aber einig: Die steigende Geburtenrate ist eine positive und erfreuliche Entwicklung. Ein Hoch für Deutschland! Ein Hoch für die Mütter! Ein Hoch für deutsche Mütter?

Eine Aufschlüsselung nach Herkunft oder Abstammung der Mütter enthält der Familienreport nicht. Auch das das Bundesamt für Statistik differenziert allenfalls nach deutschen und ausländischen Müttern. Aufschluss bietet möglicherweise aber die Ende Januar 2009 veröffentlichte Integrationsstudie des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, worin der Mikrozensus aus dem Jahre 2005 ausgewertet wurde. Laut dieser Studie gibt die durchschnittliche Haushaltsgröße eine erste Orientierung hinsichtlich der Geburtenraten verschiedener Herkunftsgruppen.

Die durchschnittliche Haushaltsgröße ist mit 2,0 Personen bei den Einheimischen und der Gruppe aus den 25 EU-Ländern am niedrigsten. Die mit Abstand größte Haushaltsgröße weisen hingegen Türken aus (3,2). Auch bei der Aufschlüsselung nach Familien mit zwei oder drei Kindern führen Türken mit 63,3 % die Tabelle an. Schlusslicht sind auch hier die Einheimischen mit 29,5 % und Migranten aus den 25 EU-Ländern mit 29,6 % – die zwei bestplatzierten Gruppen in der Gesamtauswertung der Berliner Integrationsstudie.

Was haben diese Zahlen und der Vergleich mit der eingangs erwähnten Integrationsproblematik zu tun, mag sich der eine oder andere jetzt fragen. Nun, die Berliner Studie subsumierte Frauen, die sich in Elternzeit befinden, zu den Hausfrauen, was wiederum als ein Indikator für nicht gelungene Integration gewertet wurde. Je höher die Hausfrauenquote – inklusive Mütter in Elternzeit – desto weniger integriert seien die einzelnen Migrantengruppen.

Türkischstämmige Frauen haben hierbei mit einer Hausfrauenquote von 48 Prozent äußerst schlecht abgeschnitten. Sie erhielten den schlechtesten Bewertungsschlüssel: 1 von 8, was sich auf das Gesamtergebnis der Studie auswirkte – Türken sind die am schlechtesten integrierte Migrantengruppe. Medien berichteten ausgiebig über das Ergebnis und konzentrierten sich fast ausschließlich auf Türken; Politiker ließen keine Gelegenheit aus, ein Statement über die Integrationsverlierer abzugeben.

Ohne auf weitere Einzelheiten und Verzerrungsfaktoren der Berliner Studie einzugehen, zeigt sich bereits an diesem Vergleich zum Familienreport 2009, dass in Deutschland mit zweierlei Maß gemessen wird. Während wenige Wochen zuvor die hohe Hausfrauenquote – zwangsläufig mit bedingt durch hohe Geburtenraten – bei den Türken als ein Zeichen nicht gelungener Integration gewertet und angeprangert wurde, freut sich heute ganz Deutschland über gestiegene Geburtenraten und damit auch zwangsläufig über mehr Hausfrauen.

Möchte man, dass sich Migranten in Deutschland heimisch fühlen, sich mit diesem Land identifizieren und ein Loyalitätsgefühl entwickeln, muss man dafür sorgen, dass ihre Leistungen entsprechend gewürdigt werden. Im Lichte der Ausführungen des Familienreports sind insbesondere kinderreiche türkischstämmige Familien Vorbilder für die Gesamtgesellschaft. Wo aber bleibt das Hoch für sie?

Fazit: Innerhalb weniger Wochen wurden zwei Studien veröffentlicht. Türken nahmen in der Berliner Studie, wo sie als vermeintliche Verlierer dargestellt wurden, die Hauptrolle des Bösewichts ein. Im Familienreport hätten sie, wo sie vorbildlich abgeschnitten hätten, wenn man differenziert hätte, die Heldenrolle übernehmen können, wurden aber mit keiner Silbe erwähnt.

Ein Hoch auf das Integrationsland Deutschland! Anstoßen und trinken bis alle Lichter ausgehen. Die Doppelmoral wird sonst unerträglich.

10 Kommentare
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  1. Doppelmoral und Heldenrolle?
    Haben Sie sich das auch gut überlegt? Von den Wertungen bin ich ganz bei Ihnen. Aber ein vermutlich beachtlicher Teil der urdeutschen und der überangepassten „Deutschländer“ wird diese einfache demoskopische Wahrheit nicht nur positiv sehen wollen.
    Überall schießen populistische Grüppchen aus dem Boden, die mit der schleichenden Islamisierung Ängste auszulösen und für sich zu nutzen suchen.
    Der besonders fruchtbare Moslem ist in Deutschland eher Bedrohung als Held.
    Da wird von der Öffentlichkeit nur schwer wahrgenommen, dass Deutschland auch in Zukunft Menschen braucht, die es bewohnen und hier arbeiten und konsumieren.

  2. Hallo,

    Zu den ersten drei Absätzen:

    Von der Leyens Jubel und der journalistische Trubel müssten sich eigentlich im Nichts aufgelöst haben. Leider ist es nicht so. Erstens hat sich die positive Entwicklung nicht bestätigt, weil der Vergleich der ersten zehn Monate (2007/2008) genau das Gegenteil von dem aussagen, was von der Leyen vorgejubelt hat und die Medien nachgetrubelt haben (siehe mein Link). Zweitens: Ob 2008 wirklich positiv war, lässt sich erst sagen, wenn die Statistik bis Ende 2008 vollständig ist – das könnte noch ein/zwei Monate dauern.

  3. Früh übt sich….

    LONDON, 18. Februar –
    Der Fall Alfie Patten, der mit 13 Jahren Vater einer Tochter geworden ist, schockiert Großbritannien.
    Vor allem weil noch zwei andere Teenager Anspruch auf die Vaterschaft erheben. Ein DNA-Test soll nun Klarheit bringen. Der Junge steht weiter zu seiner Freundin, mit der er sich die Pflege des Babys teilt. Wer nun tatsächlich der Vater der kleinen Maisie ist, das will nun die britische Sozialfürsorge klären und gibt dem jungen Elternpaar 330 Euro für den Vaterschaftstest.

    Quelle: http://news.de.msn.com/Galerien/kurznotiert.aspx?cp-documentid=9444743&imageindex=3#9444743

    „Eastbourne, 13. Februar – Ein 13 Jahre alter britischer Junge ist Vater geworden. Alfie Patten betonte aber, dass er seiner Tochter Maisie ein guter Vater sein will. „Ich dachte, es sei nett ein Baby zu bekommen. Ich werde gut aber auch streng sein und für das Kind sorgen.“ Die Mutter des Babys ist eine 15-Jährige. Das sagte der Jugendliche nach Angaben der Zeitung „The Sun“. Die Mutter war bei der Geburt in der südostenglischen Stadt Eastbourne 15 Jahre alt. Als sie das Kind zeugten, war Alfie erst zwölf. Beide entschieden sich gegen eine Abtreibung und hatten zunächst versucht, die Schwangerschaft vor ihren Eltern geheim zu halten. ….“

    Quelle:http://news.de.msn.com/Galerien/kurznotiert.aspx?cp-documentid=9444743&imageindex=10#9444743

  4. Zum Fall hier:
    Power-Frauen werden mit dem Elterngeld dazu animiert – und zwar mit viel Geld!
    Da soll einer mal die Welt verstehen! Ein schöner Mitnahme-Effekt!

    Dass über 2 Millionen Kinder dennoch in Armut ausharren müssen, entzieht sich natürlich dieser 8-fachen Mutter, die nebenbei dann noch Medizin studieren konnte und eine steile Karriere zur Ministerin machen konnte ist mehr als atemberaubend! Auch das soll mal einer wirklich nachmachen!

    Das Ziel und der Zweck ist die Einführung des Mutterkreuzes auch bei bildungsnahen Frauen. Deutschland will mehr Kinder für die Leitrung der Zukunft! Man ist einafch überdrüssig, dass nur die Armen und Bildungsfernen Familien sich, wie die …. vermehren!

    Das ganze hat aber einen falen Beigeschmack und erinnert an eine andere unsägliche Geschichte, nämlich der Eltiten-Politik der Nazzis – dem „Lebensborn“! Nur, ging es damals um die Rasse und nicht so sehr vorrangiug nur auf geistiger Höhe!

    Auch die Oberschicht soll also fleissig gebären – und weil man weiß, dass auch diese Kreise auf Geld stehen, obwohl doch Geld vorhanden sein müsste, hat man auch eine Umschichtung gleich mit gemacht, indem man nämlich das alte Bundeserziehungsgeld von 24 auf nunmehr 12 Monate verkürzt! So finaziert die geschmähte Schicht , deb Balg der Reichen! Auch eine Politik der SPD!!!!

  5. hallo delice,
    mir wird auch durch heftigste Phrasen nicht klar, inwieweit die geschmähte Schicht das Balg der Reichen finanziert.
    Nach meinem Verständnis wäre es eigentlich die Sache jedes Einzelnen, sich für oder gegen ein Kind zu entscheiden und dann auch mit den Folgen zu leben.
    Früher wurden Hänsel und Gretel noch im Wald ausgesetzt, wenn Papa und Mama nicht mehr weiter wußten. Heute will der Verteilungsstaat auf jede Lebensentscheidung des einzelnen Einfluß nehmen.
    Das Erziehungsgeld ist nur eines der vielen Verteilungsinstrumente. Fest steht aber, dass die Verteilungsmasse keineswegs von allen aufgebracht wird, die schlußendlich von dieser Verteilung profitieren.

  6. Die Welt braucht weder noch mehr Menschen (die Türkei ist ein Musterbeispiel bezüglich
    des zerstörerrischen Bevölkerungswachstums, ähnlich im Iran oder in Ägypten) ,
    noch braucht Deutschland noch mehr schlecht integrierte Türken in einer Parallelgesellschaft
    oder in Sozialsystemen, egal ob mit deutschen oder türkischen Pass.
    Die Dt. Gesellschaft freut sich über jedes türkische Kind was
    hier nicht geboren wird und jeder neutrale Beobachter hat vollstes Verständnis dafür.

    Es hätte schon vor 40Jahren ein Verbot von Ehegattennachzug geben müssen, dann hätten wir unter Garantie heute keine Integrationsprobleme und keine von Türken gewollte Parallelgesellschaft.

    Und wenn sie jetzt glauben ich wäre ausländerfeindlich oder türkenfeindlich?
    Nein, bin ich nicht, ich habe vor jedem Menschen grossenl Respekt der zu
    mir freundlich und friedlich ist, egal welcher Herkunft.

    Und genau diesen Respekt erwarte ich von anderen, besonders Migranten, ebenfalls!

  7. @ pm22:
    Respekt muss man erst einmal verdienen 😉

    Deine Meinung teile ich nicht, aber ich respektiere es… nur denkst und reagierst du viel zu emotional.
    Ohne Kinder keine Rente… Was meinst du, wie ein Staat wie Deutschland eigentlich funktioniert?
    Von nichts kommt nichts… Obwohl du hast auch recht… Was ist, wenn diese Kinder später keine Arbeit haben/finden ? 🙂 Tja dann, dann pm22 sind wir alle gea….t 🙁

  8. Global gesehen geht es mir um ein vernünftiges und friedliches Leben
    für den Menschen auf dieser Erde, Länder sind mir dabei eigentl. ziemlich egal,
    schliesslich sind wir alle Weltbürger.
    Deutschland würde mit einer Gesamtbevölkerung von 30Millionen ganz gut
    klar kommen, jedes Land sollte sich irgendwie selbst versorgen können.

    Ich habe nichts gegen Kinder, komme selbst aus einer Familie mit 4 Kindern,
    aber ein Bevölkerungsrückgang würde gut tun,
    wichtig ist die Welt von morgen, nicht ungedingt die Rente von morgen.

  9. ja dazu fällt mir wieder nur eines ein.
    Seltsame Wege werden beschritten, wenn die Angst vor dem großem
    unbekannten ein Zeichen setzt.
    Ich kann nur eines dazu sagen, viele deutsche sollten mal Kontakt
    mit türkischen Familien suchen und sich einblicke in deren Familien ergattern.
    Es wird das gelebt, was hier kaum noch zu finden ist, jedoch ständig in der deutschen
    Familie gesucht und ersehnt wird.
    “ FAMILIE“
    Integrationsverlierer??????????????????????????
    Ja meines achtens gehören dazu 2 Gruppen.
    Gastgeber und Gast,
    wenn man zu Gast bei einem schlechten Gastgeber ist,
    kann man darauf gerne verzichten und kocht sich sein eigenes Süppchen, nicht wahr.

    Aber ich vergaß,
    es ist natürlich bequemer, sich ein Urteil über andere zu erlauben,
    das bringt offensichtlich einen großen Abstand zum eigenem Problem.

    Man erntet, was man saet!

  10. @Rose

    Vor einiger Zeit hätte ich Ihnen noch 100% zugestimmt, mittlerweeile kann ich es nicht mehr.
    Ein Nicht-Türke (männlich oder weiblich ist dabei egal), der eine türkische Moschee zum Gebet aufsucht trifft offen auf Ablehnung und merkt sehr schnell das er nicht willkommen ist.
    Am Arbeitsplatz ähnliches. Ich kenne Aussagen unterschiedlichster Leute von unterschiedlichen Stellen, aber was sie sagen ist identisch. Mit einem Türken kann man sich wunderbar unterhalten, auch (leidlich) in deutsch, aber sobald ein anderer Türke auftaucht können beide nur noch türkisch, grenzen sich von Kollegen anderer Herkunft ab und bleiben unter sich.
    Auch in diversen türkischen Geschäften habe ich schon erlebt, das dort offensichtlich Familientreffen abgehalten werden und der Pulk sich wundert warum kein Kunde das Geschäft betritt.
    Ja, ich fühle mich nicht wohl wenn mir derart aufgelauert wird(so empfinde ich es) und ich nicht verstehe, ob die Lete gerade über mich lästern oder über die türkische Politik debattieren. Offensichtlich geht es nicht nur mir so, denn jene Geschäfte wechseln regelmäßig den Betreiber.

    Aber zum Thema Familienpolitik:
    Frau von der Leyen hat einen finanziellen Hintergrund den viele Eltern sich wünschen würden.Sie sagte mal in einem Interview das ihr beim 1. Kind nach 10 Monaten die Decke auf den Kopf gefalölen sei. ich kann das nicht verstehen. Mein Kind ist 16 Monate und die Decke fällt mir nicht auf den Kopf. ich genieße jeden Entwicklungsschritt, den ich verpassen würde, wenn ich nicht da wäre.
    Wenn ich in 10 Jahren gefragt werde:“Mama welches war mein erstes Wort?“, dann möchte ich nicht antworten müssen:“Das weiß ich nicht, da habe ich Karriere gemacht und dich in einer Krippe abgeliefert“.
    Ich empfinde so etwas als kalt und einer Mutter unwürdig.
    Was wird aus Kindern die ihre Eltern nur mal am Wochenende oder abends sehen?
    Wenn ich an einige Beispiele von Kindern bekannter Eltern(teile) denkle stelle ich mir die Frage ob wir in ein paar Jahren Schlagzeilen über Alkoholexesse, oder ähnliches bei den von der Leyen Kindern lesen.

    Davon mal abgesehen finde ich die Karriere und das Arbeiten um jeden Preis falsch, schon allein deshalb, weil die Zahl der Arbeitsstellen beständig sinkt. Dann doch lieber zu Hause bleiben, ein Kind versorgen und gut erziehen- letztlich auch um Renten zu sichern.
    Von euiner Familienministerin erwarte ich, das sie das Ansehen von Familien verbessert, statt immer nur Karriere und (Voll)Beschäftigung von Eltern zu vertreten.

 

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