Egal wer kommt, er wird ein großes „C“ vor dem „su“ tragen

20. Januar 2007 | Von | Kategorie: Politik | 7 Kommentare |

MilliyetAls ich heute Morgen in den türkischen Tageszeitungen blätterte, musste ich über eine Meldung der Milliyet auf der Titelseite schmunzeln: „Türkei-Freund bringt Türkei-Feind zu Fall“. Gemeint waren Gabriele Pauli und Edmund Stoiber in exakt dieser Reihenfolge. In einem Interview mit der Milliyet hätte Frau Pauli über die schöne Türkei als ihr Urlaubsziel gesprochen.

Jedenfalls hätte ich nicht im Leben daran gedacht, über diese Meldung zu schreiben. Für einige türkische Tageszeitungen ist es nicht unüblich, aus einem Nichts eine Meldung zu machen, wenn sie ausnahmsweise mal jemanden interviewen dürfen, der gerade im Fokus der Öffentlichkeit steht und außerhalb der Türkei lebt. Auch die Türkei-Freund-Feind-Aufmachung war einer dieser Nicht-Meldungen, nicht mehr und nicht weniger.

Auch im laufe des Tages blieb ich meiner anfänglichen Meinung über diese Meldung treu, trotz zahlreicher Artikel in diversen deutschen Zeitungen (TAZ, WirtschaftsWoche usw.). Diese Meldung war meiner Meinung nach nicht einmal das Papier wert, auf der es gedruckt war.

Am Abend aber überredete mich Thomas Hinrichs in der Tagesschaublog (lesenswert!) und ich konnte mich nicht mehr halten.

… Nicht nur die taz bedankte sich heute ausdrücklich bei Gabriele Pauli. Auch türkische Zeitungen feiern die CSU-Landrätin dafür, dass sie den “Problembären” Edmund Stoiber letztendlich doch zur Strecke gebracht hat. … Uns hat es vor eine schwierige journalistische Entscheidung gestellt. … Um kurz nach zwei Uhr lief die Meldung über den Ticker. Der türkisch-armenische Journalist Hrant Dink ist erschossen worden. … Peter Althammer wies uns zu Recht darauf hin, dass in Istanbul nun nicht mehr Stoiber und Pauli das Thema seien, sondern Dink. Aber bei uns? …

Ist das wirklich eine Meldung wert gewesen bei den Tagesthemen? Nun, ich beschwere mich des Öfteren darüber, dass zu wenig über Geschehnisse aus der Türkei berichtet wird. Doch so war das ganz sicher nicht gemeint.

Die Türkei halten wir im Blick. Einer muss den türkischen Zeitungen ja erläutern, dass sie sich nicht zu früh freuen sollten. Wir zumindest können nicht bestätigen, dass Beckstein und Huber dem EU-Beitritt der Türkei wohlwollender als Stoiber gegenüberstehen.

Stimmt wohl, Herr Hinrichs. Doch wissen das die türkischen Zeitungen mit großer Wahrscheinlichkeit bereits: Ein weit verbreitetes türkisches Sprichwort sagt, dass der Kommende den Gehenden vermissen lässt. Insofern gibt es für die Türken ganz sicher keinen Grund, sich zu freuen. Denn egal wer kommt, er wird in erster Linie ein großes „C“ vor dem „su“ tragen.

Ekrem Senol – Köln, 19.01.2007

7 Kommentare
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  1. Die Ermordung des Journalisten war sogar „Breaking News“ auf CNN. Gut so!

  2. Und Adolf Hitlers taten laufen mindestens dreimal am Tag auf dieversen sendern rauf und runter.
    Martin , deine Kindliche Aussagen über Themen sind einfach lachhaft.
    Lass dir bitte was bessers einfallen.

  3. @Coskun

    „Und Adolf Hitlers taten laufen mindestens dreimal am Tag auf dieversen sendern rauf und runter.“

    ??? Und was sagt uns das ?

    „Martin , deine Kindliche Aussagen über Themen sind einfach lachhaft.“

    Und wie qualifiziert ist eine solche Aussage ?

    „Lass dir bitte was bessers einfallen. “

    Mir fällt bei diesem Artikel vor allem die Überschrift ins Auge ! Die Anspielung auf das „große C“ !!!
    Man könnte das als subtiele und primitive Form der Hetze interpretieren, so nach dem Motto : Je Christlicher ( großes C ) – desto weniger Türkei-freundlich.

    Auch wenn es ein fester Bestandteil der muslimischen Vorurteile gegen Deutsche zu sein scheint :
    Nicht jeder Deutsche ist ein Christ ( eher die wenigsten ).
    Deutsche Politk hat soviel mit Christsein zu tun wie Eisbären mit Pinguinen.

    Von daher kann man den „Artikel“ nur als schlecht recherchierten, populistischen Erguss eines „was auch immer“ bezeichnen.

    Grüße

    Achim

  4. Also ersteinmal würde ich dich Achim bitten deine Kritik etwas deutlicher zu machen.
    Weil deine Darstellung läßt viele fragen offen.
    Zweitens , solltest du die Kometare von Martin mal durch lesen , dann weißt du was ich meine.
    Ich versuche mal deine Aussage zu interpretieren.
    „Adolf Hitlers tatan laufen drei mal am Tag aud Diversen Sender rauf und runter “
    Damit meinte ich , das die Berichterstattung nichts besser macht.
    Mit der tat einer einzelnen Person , sollte nicht eine ganze Bevölkerung verurteilt werden.
    Die Türkische Presse nimmt denn Täter in der Türkei schon stark genung aufs Korn.
    Es hilft leider nicht den Hinterbliebenen, nicht mal im ansatz.
    Ich hoffe das ich das was du zum Ausdruck bringen wolltest , richtig verstanden habe.
    Und zu deinem letzten punkt,
    irgendwie hast du ein Problem einiges klar zu sehen.
    Siehe keine Geister wo keine sind.

    Weder Türken noch Moslems haben ein Problem mit Deutschen oder Christen.
    Nun da wir Türkische Moslem seit Jahrzenten in Deutschland leben , wollen wir auch in der Geselschaft mitreden bzw. mitbestimmen können.
    Ist das ein zu großes Probelm , für jemanden der behauptet in einer Demokratie zu leben ?

  5. @Coskun

    Versteh mich jetzt bitte, bitte NICHT falsch!

    „Nun da wir Türkische Moslem seit Jahrzenten in Deutschland leben , wollen wir auch in der Geselschaft mitreden bzw. mitbestimmen können.“

    Nichts einzuwenden, sofern die deutsche Staatsbürgerschaft vorhanden ist. Was jedoch meines Erachtens inakzeptabel ist, ist die Mitbestimmung von Personen, die nicht die Staatsangehörigkeit besitzen. Die gleiche Meinung vertrete ich übrigens für jedes andere Land auch.
    Was mir etwas missfällt ist der Ausdruck „türkische Moslem“. Ich vertrete immer noch die Meinung, dass eine Trennung von Kirche und Staat obligatorisch sein muss und zwar von JEDER Religion.

  6. Du hast Recht, das war etwas zu undeutlich von mir.
    Ich habe den ausdruck Türkischer Moslem verwendet , da es in diesem Artikel übern Herrn Stoiber bzw. Frau Pauli , stark die Türkische Presse und die Standpinkte der hier lebenden Türken dargestellt wurden.
    Klar hat Religion mit dem Staat nichts zu tuen

  7. @Coskun

    Dann erklär doch mal worauf die Überschrift mit dem „großen C“ abzielt !

    Grüße

    Achim

 

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