Schule verbietet alle Arten von Kopfbedeckungen

28. Juni 2006 | Von | Kategorie: Leitartikel | 6 Kommentare |

Vor einer Ausweitung des Kopftuchverbots haben die Muslime in der Debatte um das Kopftuch von muslimischen Lehrerinnen immer wieder gewarnt. Mit diesem Problem werden Muslime nun immer öfter konfrontiert. Auch wenn die rechtliche Grundlage dazu fehlt, wird das Kopftuch zum nicht erwünschten Objekt erklärt. Wegen fehlender rechtlicher Handhabe wird die Ablehnung des Kopftuchs jedoch in unverfängliche Formulierungen verpackt. So geschehen auch in einem Heilbronner Gymnasium. Laut einem Elternbrief des Robert-Mayer-Gymnasiums in Heilbronn vom 23.03.2006, der die Eltern über eine Schulkonferenz vom 27.04.2004 informiert, wurden an der Schule alle Arten von Kopfbedeckungen für Schüler und Schülerinnen verboten.

In dem Elternbrief heißt es, dass in der Schulkonferenz am 27.04.2004 die Schülersprecher, das Kollegium und die Vertreter der Elternschaft gemeinsam „befürwortet und beschlossen“ hätten, dass am Robert-Mayer-Gymnasium „auch weiterhin keinerlei Kopfbedeckungen gestattet sind“. Die Schule „wünsche sich eine dem Unterricht angemessene Kleidung“. Auf telefonische Anfrage bestätigte die Schule, dass das Verbot auch das aus religiösen Gründen getragene Kopftuch betreffe. Eine Schülerin mit Kopftuch gebe es bisher an der Schule nicht.

Damit versucht die Schule per Hausordnung die grundrechtlich geschützte Religionsfreiheit von vornherein einzuschränken. Gedanken darüber, dass sie damit ein Recht beschränkt, nämlich das Recht einer muslimischen Schülerin ein Kopftuch zu tragen, dass nicht einmal gesetzlich verboten werden kann, macht sich die Schulleitung wohl nicht. Ein „Problem“ mit Kopftuch tragenden Mädchen wird es an der Schule wohl nicht geben, da diese wahrscheinlich mit Hinweis auf diese Regelung erst gar nicht auf die Schule aufgenommen werden.

Ekrem Senol РK̦ln, 28.06.2006

6 Kommentare
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  2. Was ist denn mit der negativen Religionsfreiheit? Ist das nicht auch ein Grundrecht von säkularen MuslimInnen und nicht muslimischen Schülerinnen? Wie wäre es denn hier mit der so viel zitierten Toleranz? Zum Recht auf die ‘Freiheit‘ das Kopftuch anzulegen gehört immer auch das Recht auf die Freiheit, ohne Furcht darauf verzichten zu können. Freiheit, so wie viele säkulare Musliminnen und Muslime von Necla Kelek, Serap Cileli, Seyran Ates, Fatma Bläser bis zu Bassam Tibi sie verstehen, ist die Möglichkeit ohne Zwang, Angst vor Bestrafung und ohne Bevormundung zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten zu wählen.

    Das Kopftuch wird ja nicht prinzipiell verboten, auf dem Hinweg und Rückweg, in der Freizeit, in der Öffentlichkeit, in der Familie, also fast immer darf das Haar bedeckt werden, muss es aber nicht.. Wenn Frauen und Mädchen wirklich gleichberechtigt und gleichgestellt sind, warum sollen sie ihre Haare bedecken? Hängt die Würde der Frau tatsächlich an diesem Stück Stoff?

    Gänzlich kopftuchfreie, koedukative Kindergärten und Schulen, in denen sich nicht nur Erzieherinnen und Lehrerinnen, sondern auch die Mädchen unverschleiert bewegen dürfen (französisches Modell), sind sicherlich für sie und ihre männlichen muslimischen (Klassen)kameraden ideale Lern- und Experimentierfelder des Erarbeitens von Gender-Rollen und Handlungsspielräumen, die den Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden aus konservativen Familien mit muslimischem Migrationshintergrund und zum Islam konvertierten autochthonen Eltern ansonsten fehlen würden.

    Ümmühan Karagözlü

  3. @ Ümmühan Karagözlü

    Negative Religionsfreiheit? Think positive! 😉

  4. Ich verstehe das Problem am Kopftuch tragen nicht.
    Wenn man doch sagt Religionsfreiheit,dann dürfte man doch gerade deshalb seine Religion soausüben wie man es möchte.
    Wenn stört es denn ob ich jetzt ein stück Stoff mehr an meinem leib trage oder nicht,wenn es mir doch so wichtig ist.

    Wenn man sagt in Deutschland gilt gleichberechtigung..dann frage ich mich warum hat der pank das recht sich anzuziehen wie es will oder der Nazi oder der Afrikaner mit seiner Nationalkleidung aber ein muslimisches Mädchen darf kein Kopftuch tragen oder wird ausgeschlossen???

    Kann das jemand erklären??

    Warum sieht man die Nonne respektvoll an und sieht ihre Bedeckung als heilig und bei der Muslimen als Unterdrückung.
    Ich würde es gerne freiwillig tragen..wieso muss ich mich dann jedes mal rechtfertigen was cih anziehe???

  5. Warum sieht man die Nonne respektvoll an und sieht ihre Bedeckung als heilig und bei der Muslimen als Unterdrückung.
    Ich würde es gerne freiwillig tragen..wieso muss ich mich dann jedes mal rechtfertigen was cih anziehe???

    Weil eine Nonne im Dienst der Kirche steht und sich aus beruflichen Gründen strikt an deren Regeln hält. Sie hat ihr Leben Gott hingegeben und das aus freier Entscheidung.
    Ein dreijähriges Mädchen, dem man ein Kopftuch überstülpt und sagt, es kommt in die Hölle, wenn es das nicht trägt, hatte keine freie Entscheidung. Ausserdem ist ein Vergleich zwischen einer Nonne und einer Muslima wirklich unangebracht.
    Niemand wird sich daran stören, wenn irgendein Hodscha einen Bart bis zum Boden hat, als Steward möchte man ihn trotzdem nicht haben.

  6. Eine Nonne trifft heutzutage auch die Entscheidung freiwillig und im Erwachsenenalter. Die kleinen Muslimischen Mädchen haben diese Freiheit nicht. anders sieht es natürlich aus, wenn sie sich im Erwachsenenalter selbst dazu entscheidet. Was allerdings schlimmer ist, ist das was oft mit dem Kopftuch einhergeht. Eine Freundin von mir ist Grundschullehrerin und kämpft täglich dagegen an, daß türkische Mädchen am Sportunterricht, Schwimmen oder Klassenfahrten teilnehmen können.

 

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