Kleine Moscheen, große Kathedralen und die gemeinsame Leitkultur des Herrn Stoiber und der Frau Pauli

25. September 2007 | Von | Kategorie: Politik | Ein Kommentar |

Edmund Stoiber, in den letzten Tagen seiner Dienstzeit, sorgt sich um Zustand und Zukunft der Union. Was er unter Besinnung auf konservative Wurzeln versteht, beschreibt er mit einem griffigen Vergleich. Der scheidende CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat unter Bezug auf den umstrittenen Leitkultur-Begriff einen offensiven Umgang mit dem Islam gefordert. Die CDU sei gut beraten, sich auf ihre konservativen Wurzeln zu besinnen. Das heiße zum Beispiel: „Es gibt eine in Jahrhunderten gewachsene Leitkultur in Deutschland“, sagte Stoiber der „Bild“-Zeitung. „Also: Bei aller Toleranz – Kathedralen müssen größer sein als Moscheen.“

Zwei typische Aussagen von Herrn Stoiber, die flüssiger als Wasser sind, nämlich überflüssig. Wenn Herr Stoiber meint, dass Kathedralen größer als Moscheen sein müssen, fragt man sich, was ihn treibt. Die Diskussion, die er gerne anstacheln möchte, gibt es nicht. Allenfalls Debatten darüber, wie groß die Moschee in den Himmel hinausragen darf. Das orientiert sich aber nicht an den Kathedralen in der Umgebung sondern am Geschmack des Architekten und des Bauherrn. Und darüber sollte man sich bekanntlich nicht streiten.

Bleiben wir verfassungstreu, stellt sich die stoibersche Frage überhaupt nicht. Die Größe der Moscheen, Synagogen oder Tempeln müssen sich, genau wie Kathedralen auch, an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, die sie besuchen. Ein zu großes oder zu kleines Bauwerk ist rausgeschmissenes Geld und nutzt niemandem. Und wenn die nächste Kathedrale im Ort nur 2 m² groß ist, so ist es nur selbstverständlich, dass die Moschee größer gebaut wird. Andernfalls bestünde kein Bedarf.

Herr Stoiber, der eigentlich schlau genug sein sollte, um das zu wissen, möchte allem Anschein nach nichts anderes, als die Bevölkerung gegen Muslime aufzustacheln. Ein Problem in die Köpfe Mehrheitsgesellschaft zu projizieren, um – unabhängig von der architektonischen Größe – weitere Ablehnung gegen Moscheebauten in der Bevölkerung hervorzurufen. Er möchte indizieren, Muslime bestünden auf den Bau von Moscheen, die größer seien als Kathedralen. Angst, Ablehnung und Scheu vor Muslimen sind die logischen Folgen, die niemand gebrauchen kann.

Die Begründung, die Herr Stoiber für seine Forderung aufführt ist typisch stoiberianisch und dünn zugleich: Schließlich sei da eine in Jahrhunderten gewachsene Leitkultur in Deutschland.

An dieser stellt sich einem doch gleich die Frage nach der gemeinsamen Leitkultur zweier Personen: Die des Herrn Edmund Stoiber und die der Frau Gabriele Pauli. Und damit sind keine zwei Extreme gemeint, von der der Eine im tiefsten Niederbayern sozialisiert wurde, die Andere dagegen an der Reeperbahn. Nein, es sind zwei Kontrahenten derselben Partei und derselben Region Deutschlands, die um die Gunst derselben Wähler buhlen.

Während Stoiber aber seine Partei immer auf das christliche einschwört, möchte Frau Pauli konvertieren – „C“. Während Stoiber das gutbürgerliche konservative Familienbild als Leitkultur zu vertickern versucht, möchte Gabriele Pauli die Ehezeit auf sieben Jahre befristen – „S“. Und auch sonst sich die Beiden nicht sonderlich grün, weswegen sich auch die „U“ als leere Hülse entpuppt. Die Führungsriege einer lokalen Partei, in der nicht einmal gemeinsame Nenner über wesentliche Grundwerte existieren, sollte sich nicht anmaßen, über eine gesamtdeutsche Leitkultur zu sprechen. Es wirkt lächerlich.

Ekrem Senol РK̦ln, 23.09.2007

Ein Kommentar
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  1. Politmumie eben!

 

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