Der türkischstämmige Parteichef – einer von uns

16. November 2008 | Von | Kategorie: Gesellschaft, Leitartikel, Politik | 17 Kommentare |

1965 wird Cem Özdemir im schwäbischen Bad Urach geboren. Seine Eltern sind Gastarbeiter aus der Türkei. Die Schule erweist sich für ihn als erster Hürdenlauf. Als er in der ersten Klasse sitzenbleiben soll, überzeugt er die Lehrer, dass das nicht geht. Ein paar Jahre später, als er aufs Gymnasium will, erntet er Gelächter – Mensch, du bist doch ein Türke.

Cem Özdemir, Grünen-Bundesvorsitzender

Cem Özdemir, Grünen-Bundesvorsitzender

Cem Özdemir wird im Jahre 1984 – drei Jahre nach seinem Beitritt zu den Grünen mit 16 Jahren – deutscher Staatsbürger. Zehn Jahre später schließt er sein Studium der Sozialpädagogik ab und wird im selben Jahr erster Abgeordneter türkischer Herkunft im Bundestag.

Ausnahme, Glück oder Talent? Sicherlich von allem etwas.

Obwohl unsere ersten Lebensjahre, den Jahren Cem Özdemirs gleichen, haben wir uns auseinanderentwickelt. Ein kleiner aber feiner Unterschied, hat Cem Özdemir zu dem gemacht, was er heute ist: Der erste türkischstämmige Parteichef Deutschlands. Und uns zu dem, was wir eben sind: Zu wenige erfolgreich, viel zu viele arbeitslos und ohne Bildung.

Der kleine feine Unterschied, den Özdemir vielen von uns voraus hatte war lediglich der Wille, sich nicht kleinkriegen zu lassen. Er hat sich bereits in der ersten Klasse gewehrt, als er sitzenbleiben sollte. Wie viele von uns sind sitzengeblieben oder haben die Hauptschule besucht, obwohl wir auf eine bessere Schule wollten? Viel zu viele.

Hätten wir es nicht auch schaffen können, wenn wir unsere Köpfe nicht in den Sand gesteckt und uns zurückgezogen hätten in unsere Ecken? Könnten wir gesellschaftlich nicht viel besser dastehen, wenn wir uns gewehrt hätten und wenn wir Benachteiligung in Trotzreaktion umgemünzt hätten, statt in Resignation? Ganz bestimmt!

Während einer kurzen Unterhaltung bekräftigt Cem Özdemir, dass er dieselben Voraussetzungen hatte, wie alle anderen Migrantenkinder auch. „Viele junge Migranten, die einmal klein angefangen haben, sitzen heute als Delegierte in unseren Reihen. Es ist möglich. Unser Ziel muss aber sein, es noch besser zu machen und unsere bisherigen Leistungen zu toppen.

Schaut man sich Cem Özdemirs an, sieht man nichts anderes als ein ganz normales Gastarbeiterkind. Auf dem Foto könnte er genauso resigniert sein, wie stolz auf seinen Erfolg. Es liegt im Auge des Betrachters. Wir können sehen, was wir wollen und wir können werden, was wir wollen. Jeder von uns hätte an seiner Stelle sitzen können. Dass es möglich war, wurde in Erfurt bewiesen. Bewiesen ist auch mittlerweile, dass Forderungen nach mehr Chancengleichheit und Mitwirkungsmöglichkeiten nichts bringen, wenn wir nicht selbst lenkend eingreifen. Wer unter uns hegt etwa ernsthaft die Hoffnung, die CDU/CSU könnte irgendwann mal umdenken?

Wir Migranten beklagen uns über Benachteiligungen im Schulsystem, Ausbildungs- oder Arbeitsplatzvergabe und Ungleichbehandlungen in fast allen Lebensbereichen. Sowohl die Gesetzgebung als auch die Umsetzung der Gesetze in Behörden lassen uns verzweifeln, zur Weißglut bringen und nicht selten resignieren.

Heute noch darf jede zweite von uns nicht wählen weil wir die deutsche Staatsbürgerschaft nicht haben. Die allermeisten von uns mit der Begründung, man wolle die türkische nicht abgeben. Hätten, könnten, dürften wir Doppelstaatler werden, würden wir uns einbürgern lassen. Dass uns Türken die doppelte Staatsbürgerschaft aber deshalb vorenthalten wird, weil wir uns nur mit halber Kraft bemerkbar machen können bei den Wahlen, dämmert uns nicht. Wir existieren nur zur Hälfte im demokratischen Deutschland. Würden wir uns durch die Annahme der Staatsbürgerschaft, durch Engagement in Parteien und oder in unserem Umfeld, stark für uns machen, könnte sich weder die CDU noch die CSU oder sonstwer erlauben, uns Rechte streitig zu machen oder vorzuenthalten. Sie wären auf uns als Wähler angewiesen.

Mit dieser Problematik gehen auch eine Reihe weiterer Themen einher. Ehegattennachzug oder Einbürgerungstest, Wahlkämpfe auf unseren Rücken oder Diskriminierung von Muslimen auf mittlerweile vielen Ebenen. Unsere Interessen hängen vor allem vom Wahlrecht ab, die wir nur durch die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen können.

Begreifen wir die erfolgreiche Absolvierung der Einbürgerungs- und Sprachtests als die erste Wiedergutmachung von Versäumnissen vergangener Jahre. Konzentrieren wir uns auf die Zukunft! Lassen wir die Union jubeln, wenn die Einbürgerungszahlen steigen. Die werden versuchen, es als ihr Erfolg zu verkaufen. Wir werden diejenigen sein, die zuletzt lachen. Spätestens an der Wahlurne.

Spätestens dann, wenn wir mehrere Cem Özdemirs haben, werden weder der Ehegattennachzug noch die doppelte Staatsbürgerschaft ein Problem sein. Wenn wir es wirklich wollen, müssen wir aber handeln. Jeder von uns auf seine Weise und nach seinen ganz persönlichen Talenten. Die Kleinen werden lautstark protestieren, wenn sie schlechter benotet werden als sie es verdienen, die Jugendlichen werden sich Parteien und Vereinen anschließen, statt in türkischen Teestuben abzuhängen, die Älteren werden sich einbürgern lassen und die Jüngeren unterstützen. Wir alle werden uns aufrappeln mit der heutigen Gewissheit, dass es geht, wenn wir es wollen.

Wir werden uns dabei nicht einschränken. Wir werden uns – weit über unsere Probleme hinaus – für alles interessieren, was das Land betrifft, in dem wir leben und auch unsere Kinder leben werden. Cem Özdemir wäre heute nicht da, wo er steht, wenn er sich nur um seine oder unsere Belange gekümmert hätte. Er hat es geschafft, 79,2 % aller Grünen-Delegierten aus dem gesamten Bundesgebiet zu überzeugen. Die allermeisten von ihnen haben keinen sog. Migrationshintergrund. Das ist der Schlüssel für Erfolg auf breiter Front.

Befreien wir uns von unseren Scheukappen. Ziehen wir unsere Zeigefinger ein und zeigen nicht mehr auf andere. Die Opferrolle steht niemandem; auch uns nicht. Wer gut aussehen will, braucht Erfolg. Erfolg, die in unseren Händen liegt und uns niemand nehmen kann, wenn wir es nicht wollen. Machen wir aus Problemen Herausforderungen und aus Herausforderungen Chancen, wenn nicht für das Gemeinwohl, dann uns selbst zu Liebe. Überlassen wir das Gerede über Integration denen, die nichts besseres zu tun haben. Tun wir’s einfach und werden besser und erfolgreicher als diejenigen, die so gern von oben herab schauen. Steigen wir auf zu neuen Höhen, wo wir mindestens auf Augenhöhe stehen.

Erste gute Beispiele gibt es bereits. So habe ein türkischer Unternehmer samt Belegschaft mit etwa fünfzig – überwiegend ausländischen – Mitarbeitern ihre Mitgliedschaftsanträge kurz nach der Wahl Cem Özdemirs  gestellt. Als Verfasser dieser Zeilen möchte ich selbstverständlich ebenfalls mit gutem Beispiel vorangehen und meine bereits seit einigen Jahren bestehenden Gedankenspiele in die Tat umsetzen.

Nur drei Zeilen und ein Kreuz

Ein Kreuz, drei Zeilen

Nichts anderes muss sich ändern, als die innere Einstellung es zu wollen. Machen wir uns klar, dass, wenn wir es wollen, alles geht. Und wenn uns jemand etwas streitig machen will, ahmen wir einfach Özdemir nach. Wir machen klar, dass das definitiv nicht geht, nicht mehr.

17 Kommentare
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  1. Das ist eines der besten Bloggings, die ich je las. Nicht weil ich Grüner bin, nicht weil mich ein parteieintritt freut (natürlich das auch), sondern auch, weil genau das Bloggen ausmacht! Emotional, persönlich, engagiert ohne Tränenedrüse und doch anrührend.

    Und hei, das ließe sich erweitern, nicht nur auf die tatsächlichen Migranten, sondern auf die innerlich emigrierten, die ihr Wahlrecht nicht nutzen, deren einzige politische Betätigung das stille resignierte erleiden ist bei gleichzeitigem höchstmöglichen Genörgel.

    Merci für diesen Beitrag!

  2. Der Artikel gibt mir an einem grauen Sonntag Lebensfreude.
    Es liegt an uns, wenn wir viele Probleme in unserem Land beklagen. Wir habe in einem demokratischen Land die Möglichkeit mit zu arbeiten und mit zu gestalten. Wenn wir nicht mitarbeiten wollen, dürfen wir uns auch nicht über Unzulänglichkeiten in unserem Land bekalgen!

  3. Mit der Wahl Cem’s zum Parteivorsitzenden, wurde in Deutschland das zweite Mal eine Mauer gefallen. Eine unsichtbare Mauer, die die Klassifizierung der Menschen nach seiner Herkunft das ganze Land bezogen hatte, die jeder der Migraten als Schleier mit sich tragen mußte.
    Am 15.11.2008 haben die Grünen in ihrem BDK Migrationsgeschichte geschrieben.
    Ja, Herr Senol, Sie haben Recht in Ihrem Beitrag – wir die Migranten und deren Nachfolger – müssen aus unserer Depression raus, die uns durch diverse Ungerechtigkeiten bis ins Blut eingetrichtert wurde. Den Mund halten und zu Allem Ja und Amen zu sagen ist bequem. Wir müssen alle hart arbeiten und dabei immer wieder an unsere Kinder denken. Sie sollen aufrecht gehen können, voller Stolz und im Bewußtsein ein Mensch zu sein. Im Integrationsprozeß geht es nicht darum in den deutschen Gefilden das Türkentum oder den Islam zu missionieren. Nein, es geht um Selbstbewußtsein, es geht um Menschsein.
    Unseren Moscheen, unseren Unternehmern und unseren diplomatischen Vertretern hier in Deutschland kommt eine große Verantwortung zu.
    Cem Özdemir wurde nicht zum Vorsitzenden gewählt um „Türkenpolitik“ oder „Islampolitik“ zu betreiben, sondern um die Grünen Politik erfolgreich umzusetzen.
    Wir Migraten dürfen ihm jetzt nicht die Luft zuschnüren, sondern auf ihn vertrauen. (Wir Türken haben ja so eine Ader, mit unserer Freundlichkeit und Herzlichkeit können wir den anderen in Wahnsinn treiben).
    Cem wird noch mehr arbeiten müssen – wir aber auch. Packen wir’s an – ob mit deutscher Staatsbürgerschaft oder ohne; ob als Parteimitglied bei den Grünen oder bei einer anderen liberal demokratischen Partei oder ganz als Parteiloser.
    Wer mit gesundem Menschenverstand handelt und dabei die Menschenrechte nicht vor den Augen verliert, kann nichts falsch machen.
    Nach zwei Bundeswahlperioden sehe ich Cem als Bundeskanzler. Darauf wette ich gerne .-))

    Hülya Lehr

  4. Natürlich wird’s auch hier wieder einen Aufschrei geben von wegen „gekauften Bloggern“. Der Parteieintritt wird dann als letztes Beweismittel für Manipulation oder fehlende kritische Distanz gelten.

    Viel interessanter finde ich jedoch den Grundtenor dieses Artikels: „Leute, wir müssen selber ran! Mit Jammern kommen wir nicht weiter.“ Das würde vielen Deutschen gut zu Gesicht stehen. Es würde aber vor allem vielen deutschen Politikern gut zu Gesicht stehen, die Menschen zu ermutigen, selbst tätig zu werden, anstatt immer wieder Angst zu schüren (vor dem Abstieg, vor der Zukunft, vor dem Ausland, vor Ausländern).

    In den letzten Jahren, so scheint es mir, wurde keine positive Zukunftsvision (oder, weniger pathetisch, ein positiver Entwurf oder ein positives Bild von der Zukunft) verkauft, sondern immer nur die Angst vor noch Schlimmerem. Damit ist aber kein Staat zu machen und schon gar keine Gesellschaft.

  5. Sowohl Ekrems Beitrag als auch die Kommentare von Mikel, Gudrun und Hülya lassen mich so langsam in eine euphorische Stimmung gleiten. Grund dafür ist nicht nur, dass – mit Cem Özdemir – jemand mit türkischem Migrationshintergrund zum Parteivorsitz der Grünen gewählt wurde, sondern die Bereitschaft von Migranten nun etwas zu ändern und die Akzeptanz in der Bevölkerung.

    Gut, die vier Beiträge sind vielleicht nicht repräsentativ. Aber Hoffnung, Zuversicht und vor allem Mut machen sie mir dennoch. Vielen Dank Cem Özdemir.

  6. Nach zwei Bundeswahlperioden sehe ich Cem als Bundeskanzler. Darauf wette ich gerne .-))

    Da bin ich leider eher skeptisch… wir sind NICHT in Amerika 🙂
    Es ist aber schon seltsam, oder? Ein Barack Husseyin Obama wird in den USA gewählt und jetzt spricht man schon über einen türkisch-stämmigen Kanzler. Mich persönlich beeindruckt dies sehr wenig.

    Herr Senol hat zwar einen schönen Artikel geschrieben, aber nicht jeder mit Migrationshintergrund wird dies lesen und verinnerlichen können. Die Mithilfe von vielen ist gefragt und das fehlt im ganzen Bundesland.
    Politik vor allem ist in der Schule nur ein Theoriefach… Die Praxis, die Nähe fehlt bei den Jugendlichen.
    Die Skizierung der Demokratie oder die Darstellung „wie ein Gesetz entsteht“ reicht meiner Meinung nach nicht aus… In meiner Schulzeit hat das sogar eine negative Auswirkung gehabt. Es ist nicht unbedingt ein Lieblingsfach!! Vor allem hängt es natürlich auch mit Lehrern zusammen. Zu alt, lustlos und verdrossen. Es fällt vielen Jugendlichen schwer überhaupt sich mit Politik auseinanderzusetzen.

    Ich hoffe dieser wiedergewonnene Optimismus mit bzw. durch Cem Özdemir verschwindet nicht mehr so leicht…..

  7. @ elif:

    Herr Senol hat zwar einen schönen Artikel geschrieben, aber nicht jeder mit Migrationshintergrund wird dies lesen und verinnerlichen können.

    Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns dabei helfen. Verschicken Sie diesen Artikel bitte an alle Ihre Freunde und Bekannte. Ein Paar persönliche Worte helfen sicher beim verinnerlichen. Hier der Link.

    Das ist der Tenor meines Artikels. 😉

  8. Na ja… ich erzähle gern über diesen Blog. Da brauchen Sie sich keine Sorgen machen. 😉 Ich hab schon vielen Arbeitskollegen, Familie und Freunden davon erzählt und ihnen vieles vorgelesen 🙂
    Gute Nacht-Geschichten über die „wirkliche“ Welt sozusagen…
    Nur leider kann ich nicht alle zwingen, sich hier zu melden oder aktiver zu werden. Ich mache nur aufmerksam… Ich erkläre…Was sie mit meinen Informationen anfangen, kann ich nicht beurteilen oder gar kontrollieren. Ich bin keine Missionarin 😉 Ich kenne meine Umwelt und ich weiß, wie man auf mich reagiert. Beeinflussen kann ich manchmal so einiges… aber wo sind die anderen? Wer wird die Jugendlichen mal wachrütteln und sagen: Macht was aus euerm Leben! Strengt euch an! Gebt nicht auf… Das sind Dinge, die mit und durch die Erziehung geschehen… Ich hatte Glück. Ich durfte auf ein Gymnasium, durfte mich weiterbilden. Mein Apell gilt daher vor Allem an Erzieher/innen (Eltern, Schule etc.) Aber dieses Problem haben nunmal nicht nur Migrantenkinder, sondern die ganze BRD sitzt auf der Kippe… Ist doch klar, dass dadurch auch Minderheiten stark begrenzt werden.

    Meine Skepsis verschwindet leider nicht mehr so leicht. Die deutsche Ader weitet sich halt aus;)

  9. @ elif:

    Danke vorab für Deine Unterstützung!

    Nicht dass wir uns falsch verstehen. Natürlich gibt es viele Hindernisse und ich Träume auch nicht davon, dass von heute auf morgen sich alles ändert. Auch nicht davon, dass auch der Letze aus der türkischen Teestube kommt. Mir reicht es bereits – wenn auch nicht genug – wenn auch nur einer sich besinnt. Das wäre auch etwas. Ob Bildung in der Schule oder im Elternhaus sind selbstverständlich sehr wichtige Faktoren mit großen Mängeln. Aber auch das kann nur geändert werden, wenn man darauf aufmerksam macht, mit anpackt und Menschen um sich für eine Sache motiviert und mitzieht.

    Der Artikel von oben vermittelt möglicherweise den Eindruck, als habe ich mich von einer Euphoriewelle tragen lassen. Nein! Im Gegenteil. Mein erster Artikel während des Parteitages drückt eher meine Enttäuschung aus.

    Auch stellt der Artikel (oben) keine Kehrtwende von dem dar, was ich bisher gemacht habe. Kritisiert wird auch weiterhin, wo es geboten ist. Kritik allein führt aber bei vielen Menschen leider auch dazu, dass sie sich gehen lassen weil der Eindruck entsteht, die anderen wären schuld.

    Wenn aber etwas gesellschaftlich nicht in Ordnung ist, dann sind wir alle daran beteiligt, ob aktiv oder passiv. Entweder haben wir falsch gehandelt oder überhaupt nicht. Beides ist fatal. Daher braucht der Mensch öfter mal jemanden, der ihn aufrüttelt, in den Hintern tritt. Jeder kennt es aus der Schul- oder Studienzeit: Man trifft sich zum lernen weil man allein nicht lernen würde. Das Treffen ist dort auch nichts anders als sich selbst in den Hintern zu treten oder den Kommilitonen um einen Arschtritt zu bitten.

    Die Motivation für mein Artikel war die Enttäuschung, dass viel zu wenige Migranten – sei es als Besucher oder Parteimitglied – vor Ort waren, was mir zeigt, dass man es lieber vom gemütlichen Sofa aus im TV verfolgt. Bloß nicht bewegen. Das kann es nicht sein. Und wenn mein Artikel auch nur einen vom Sofa reißt, ist es viel, viel besser, als wenn er weiterhin sitzt.

    Gegen Februar 2009 starte ich mit einigen Kollegen ein Projekt, dass bereits seit Monaten in Planung ist und mit der wir insbesondere Migranten für politische Themen begeistern wollen, indem sie darüber schreiben. Ich weiß, wie viel Spaß bloggen machen kann und wie viel man dabei lernt. Daher bin ich der Überzeugung, dass viele andere auch Spaß daran finden werden, wenn man sie ermuntert, ermutigt und dabei unterstützt.

    Wir suchen in diesem Rahmen Paten für junge Autoren, die deren Artikel lesen, korrigieren und Anregungen und Vorschläge geben, worüber und wie sie besser schreiben können. Wir suchen auch junge Autoren, die mitmachen wollen. Jungen Autoren wird ein eigener Bereich gewidmet, in der ihre Texte erscheinen werden. Mitmachen kann jeder, der Lust hat. Bitte weitersagen.

  10. Gegen Februar 2009 starte ich mit einigen Kollegen ein Projekt, dass bereits seit Monaten in Planung ist und mit der wir insbesondere Migranten für politische Themen begeistern wollen, indem sie darüber schreiben. Ich weiß, wie viel Spaß bloggen machen kann und wie viel man dabei lernt. Daher bin ich der Überzeugung, dass viele andere auch Spaß daran finden werden, wenn man sie ermuntert, ermutigt und dabei unterstützt.

    Und hier sollte nicht nur das Internet „Werbung“ für eure Kampagne sein.
    Es gehört etwas mehr dazu, um Gehör zu verschaffen. Es müsste ein „Netzwerk“ gegründet werden, wo alle mal dran aktiv beteiligt werden können. Fernsehen, Zeitungen, vielleicht sogar Flyer an Schulen (?!)…. Es tut sich viel zu wenig, wobei ich auch sagen muss, dass der berufliche Aspekt eine wichtige Rolle spielt (Zeitfaktor).
    Ich muss gestehen, dass ich bis vor kurzem überhaupt keine Ahnung von Bloggern hatte. Bin nur zufällig „draufgetreten“, da ich Infos zum Ehegattennachzug gesucht habe. 😉
    Ich finds aber toll, das man sich mühe gibt und etwas bewirken will. Ganz ehrlich? Viele Menschen mit Migrationshintergrund haben – auf gut Deutsch, kein Bock mehr, sich immer wieder erklären zu müssen.
    So sieht es nämlich bei Familie und Freunden aus. Die Bereitschaft lässt zu wünschen übrig. 🙁 Was also tun? Vielleicht haben ja ein paar andere Blogger hilfreiche Tipps!!!
    Wo sind denn jetzt die ganzen Plappergeister, wenn man sie hier braucht? 🙂

  11. @ elif:

    Und hier sollte nicht nur das Internet “Werbung” für eure Kampagne sein. Es gehört etwas mehr dazu, um Gehör zu verschaffen. Es müsste ein “Netzwerk” gegründet werden, wo alle mal dran aktiv beteiligt werden können. Fernsehen, Zeitungen, vielleicht sogar Flyer an Schulen (?!)

    Ich meine Kollegen werden alles dafür tun, das äußerste an PR herauszukitzeln. Hilfe aber können wir immer gebrauchen. Bitte posten an senol@jurblog.de. Netzwerke zu bilden braucht sehr viel Zeit, die wir leider nicht mehr haben bis Februar 2008. Oder Sie und alle anderen Leser, die uns unterstützten wollen, könnten in Foren, Blogs etc. auf das Projekt aufmerksam machen, wenn wir die Testphase gestartet haben.

    Wir machen das ganze natürlich auch mit den zeitlichen und finanziellen Mitteln, die einem normalsterblichen eben zur verfügung stehen: beides äußerst knapp. Dennoch wollen wir, das Beste daraus machen. Wenn uns dabei jemand unter die Arme greifen kann und möchte, freuen wir uns selbstverständlich. Wir wollen bspw. Infomaterial etc. online bereitstellen, die jeder ausdrucken und überall verteilen kann, beim örtlichen Vereinen oder an der Universität am Pinnwand anbringen kann. Wäre das vielleicht eine Idee? Wenn jeder etwas tut, verteilt sich die Last und die Arbeit viel effektiver.

  12. Hallo Miteinander! Hier noch einıge Anmerkungen zu den letzten Beıtraegen:
    Das Projekt von Herrn Senol finde ıch sehr gut. Dass Grobkonzept bildet schon allein die derzeitige aktuelle Seite.
    Derzeit existieren bereits einige ‚Integrationsvereine‘, deren Arbeit lediglich sehr im Eigennutz liegt und die dort taetigen Menschen wenig Ahnung über die deutsche Mentalitaet haben und teilweise so abgehoben sind, dass man ohne einem akademischen Titel sofort draussen vor der Tür bleibt ; und sie verbreiten dann Doener und Bauchtanz als kulturellen Beitrag zur Integration.
    Deshalb ist mir die Spezifikation für die Ziele Ihres neuen Projekts sehr wichtig. Mir reicht es nicht nur auf Papier zu schreiben. Ich will handeln und zwar mit möglichst vielen gemeinsam. Ich will handeln bei den jenigen, denen das Wort ‚Integratıon‘ fern gehalten wird. Die jenigen, die sowieso staendig ihre Horizonte erweitern, brauchen den Schupps (wie hier von Herrn Şenol) und die anderen müssen sanft wach gerüttelt werden.

    Und das ‚Wachrütteln‘ kann man schon mit einem ganz einfachen Mittel fördern: ‚Die Ansprache‘. z.B. wenn Sie auffaellige Kinder sehen (egal ob Migrant oder nicht), sprechen sie sie an. Fragen sie nach der Schule etc. Es hört sich zwar wie ‚Sozialarbeit an‘ ist jedoch die einfachste Aufgabe unter den Geschwistern. In einer Thematik wie ‚Integration‘ braucht es viele ‚Schwestern‘ und ‚Brüder‘ als Multiplikatoren.
    Mit dieser Methode erziele ich Erfolge in meinem Umfeld und beobachte ein staerkeres Selbstbewusstsein bei Kindern, die von ihrer Familie mitbekommen, dass sie überflüssig sind und dies dann auch noch in der Schule bestaetigt bekommen. Und noch einfacher ist es ‚Vorbild zu sein‘. Kinder lernen durch Beobachten und sind immer auf der Suche nach Vorbilder.
    Bei Ihrem Vorhaben bin ich dabei und werde Sie unterstützen.

    PS: zu Elif; meine ganz oben artikulierte Wette war ernst gemeint :-)) – trotzdem danke für Deinen Hinweis.

  13. EIn richtig guter Blogbeitrag, herzlichen Dank.
    Und eine spannende Diskussion – so viel Euphorie hätte ich beim besten Willen nicht erwartet. Freut mich aber sehr.

    @Ekrem: Herzlich willkommen bei den Grünen. Könnte also sehr gut sein, dass das nicht der letzte Parteitag war, von dem Du bloggst. Würde mich freuen, hat mir wirklich Spaß gemacht Deinen Beiträgen zu folgen – auch, weil ich dieses Mal zur Abwechslung nicht dabei sein konnte, weil ich in Mexiko bin. Ist aber auch nicht übel. 😉

  14. @ Jan:

    Danke und vielleicht läuft man sich dann ja mal über den Weg. Viel Spaß noch in Mexico!

  15. Ich freue mich, dass wir schon vor der Testphase die Ersten gefunden haben, die bereit sind mitzumachen.

    @ Hülya, es ist vollkommen richtig; JurBlog ist unsere Motivation gewesen, die Blogsphäre etwas aufzurütteln und auch darüberhinaus tätig zu werden. Das Konzept ist jedoch viel weiter. Wir wollen auch solche Themen ansprechen, die etwa die Jugendlichen interessieren. Auch da hatten wir einen Testlauf gestartet: http://www.fssbll.de. Hier wurde türkischer Fußball in deutscher Sprache angeboten; von Jugendlichen für Jugendliche. Die Resonanz war vielversprechend. Vor allem hat sich der Sprachgebrauch der Autoren enorm gebessert. Es sind auch darüberhinaus viele „Migranten-Blogs“ vorhanden. Sie sind jedoch schlecht vernetzt, so eine Studie.

    In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass wir uns nicht nur auf Migranten und/oder Migrantenthemen beschränken wollen. Im Gegenteil: Wir wollen gesellschaftliche Probleme aus einem anderen Blickwinckel betrachten und diskutieren und dabei junge Menschen zum Schreiben animieren. Dabei soll auch Positives nicht zu kurz kommen.

    @ Ekrem, ich hoffe, ich habe nicht schon zu viel offenbart 🙂

    Wir würden uns also freuen, wenn Vorschläge kommen, die wir kurz-, mittel- oder langfristig einarbeiten können.

  16. Hier ein interessanter Beitrag zum Thema.

    Die Wahl von Cem Özdemir zum Vorsitzenden der Grünen zeige nach Ansicht des evangelischen Pfarrer Eberhard Troeger den wachsenden Einfluss von Muslimen in der deutschen Gesellschaft. Christen, die dem wachsenden islamischen Einfluss gegenüber kritisch eingestellt seien, rät der Theologe, sich stärker in Politik und Gesellschaft zu engagieren.

  17. Ich bn nicht ganz Ihrer Meinung Herr Senol, was wirklich selten der Fall ist.

    Stellen wir unser aller Licht nicht unter den Scheffel.

    Der Erfolg Cem Özdemirs ist nur deswegen möglich gewesen, weil eine Vielzahl der von Ihnen gescholtenen „Jammermigranten“ immer wider gegen Windmühlen anrennend gegen Vorurteile gekämpft haben.

    Forderungen formuliert und eine Vielzahl von anfangs aussichtlosen Gerichtsprozessen geführt haben.

    Dies alles hat ein noch leises Umdenken in Gesellschaft, Politik und Justiz bewirkt.. Für Euphorie ist aber noch kein Raum.

    Die Wahl Cem Özdemirs ist keine Einzelleistung sondern eine Leistung aller.

    Bleibt zu hoffen dass Herr Özdemir den Ansprüchen gerecht wird. Die Gründe die damals zu seinem zweitweisen Rückzug aus der Poitik geführt haben sind mir jedenfalls noch präsent. und haben nach meiner Auffassung unser aller Bemühungen geschadet.

    Ich hoffe er macht es jetzt besser.

    Grüsse

    LI

 

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