Migration ist keine Einbahnstraße

3. Mai 2006 | Von | Kategorie: Leitartikel | Keine Kommentare |

Matthias Kamann in der Welt:

„Wer innerhalb Europas von einem Land zum andern zieht, sucht in der neuen Heimat kein himmlisches Jerusalem, keine neue Identität, sondern wirtschaftliche Perspektiven. Er ist dann auch, wenn sich die Verhältnisse ändern, zur Rückkehr bereit … Migration in Europa, sofern nicht erzwungen, war und ist erfolgreich nicht als Einbahnstraße, sondern als dynamisches Hin und Her. …

Daher ist es höchst gefährlich, daß in Deutschland derzeit die Schlüsselfragen der Ausländerpolitik ausgerechnet anhand der Einbürgerung diskutiert werden. Wenn die Innenminister der Länder jetzt um Wissensfragen und Tests feilschen, um Verfassungsschwüre und Vorstrafen-Tagessätze, dann suggerieren sie, unsere Einwanderungspolitik hätte zuallererst die Ãœbernahme der Staatsbürgerschaft und mithin die dauerhafte Anpassung sicherzustellen, und Deutschland könne es sich trotz seiner wirtschaftlichen Lage leisten, Zuwanderer mit immer neuen Anforderungen zu konfrontieren. …

Was wir brauchen und allenfalls bekommen können, sind nicht ordentliche Deutsche mit schwarzrotgoldener Fahne, sondern ordentliche Arbeiter und Leistungsträger, die sich natürlich an die Regeln halten müssen, ansonsten aber durch persönlichen Einsatz ihre individuellen Interessen verfolgen sollen …. Und für Deutschland wäre es wichtiger, die Verflechtung mit der Türkei voranzutreiben und den Transfer der Fähigen zu erleichtern, statt den Türken einerseits den EU-Beitritt zu verweigern und andererseits so gönnerhaft wie oberlehrerhaft unsere Staatsbürgerschaft anzubieten. …

Weniger über Leitkultur als vielmehr über Wirtschaft, über Attraktivität und Flexibilität in alle Richtungen ist in der Ausländerpolitik zu reden.“

Ekrem Senol РK̦ln, 03.05.2006

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