Das Bremische Verständnis von Parallelgesellschaften

18. September 2007 | Von | Kategorie: Gesellschaft | 22 Kommentare |

Am vergangenen Freitag wurde vom Bremer Innensenator Willi Lemke verkündet, dass die größte Gefahr von Nazis ausgehe. Üblicherweise geht bei den Verfassungsschutzämtern des Bundes und der Länder die größte Gefahr, obwohl kriminalstatistisch das Gegenteil der Fall, vom „islamischen“ Terrorismus aus. Jedenfalls sei die Zahl rechtsextremistischer Straftaten in Bremen im vergangenen Jahr gestiegen. Die Sicherheitsbehörden hätten 138 (121 im Jahr zuvor) derartige Delikte registriert.

Innensenator Willi Lemke sei allerdings besorgt darüber, dass im Sommer 20.183 Kinder in die Sommerschule der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs besucht hätten. Dies sei eine

Organisation, die nach Feststellungen des Verfassungsschutzes gezielt an der Schaffung einer Parallelgesellschaft arbeitet.

Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs versuche das Ziel „Parallelgesellschaft“ damit zu erreichen, erläutert Lemke, indem sie neben religiöser Bildung und Erziehung auch den Dialog mit anderen Religionen fördere. Des Weiteren gehörten Orientierungs-Unterricht für Schule und Beruf zum Programm der Sommerschule. Tatsächlich ginge es Milli Görüs darum, das Gefühl zu stärken,

Teil der einzigartigen Gemeinschaft aller Muslime zu sein und sich damit gleichzeitig von der ‚westlichen Welt‘ abzugrenzen.

Willi Lemke, der sicher vielen als Aufsichtsratsvorsitzender von SV Werder Bremen sympathisch war, hätte doch lieber beim Fußball bleiben sollen. Mit solchen Argumenten wird er Parallelgesellschaften nicht verhindern, allenfalls fördern. Denn er schürt mit seinen Szenarien Angst bei der Mehrheitsgesellschaft und Resignation bei Muslimen. Mit solchen Argumenten grenzt Herr Lenke mehr aus, als dass er Menschen motiviert und zusammenführt.

Man braucht nicht viel Phantasie, um sich in die ehrenamtlichen Helfer in den Sommerschulen hineinzuversetzen, die meinen, mit Dialog, Schul- und Berufsunterricht ihren Teil für das Gemeinwohl beizutragen. Sicher glauben sie, wenn sie Kindern wichtige Informationen für eine erfolgreiche Zukunft mitgeben, etwas Gutes zu tun. Auch Eltern, die ihre Kinder in Sommerschulen schicken, damit sie etwas dazu lernen, werden sicherlich nicht schlecht staunen, wenn Sie dafür öffentlich diffamiert werden.

Schließlich, da dürfen sich Eltern, Kinder, Lehrer und alle sonstigen Beteiligten einig darüber sein, gibt es die Sommerschulen der Islamischen Gemeinschaft seit vielen, vielen Jahren. Würden dort, wie behauptet, Parallelgesellschaften gefördert oder Kinder von der westlichen Welt abgegrenzt, so hätten die Landesämter sicher etwas unternommen, um dem ganzen einen Riegel vorzuschieben. Die unbegründete und unsachliche öffentliche Ausgrenzung jedoch ist nicht nur feige und verlogen, sie entspricht auch nicht dem Geiste eines demokratischen Rechtsstaates.

Unterm Strich – so ist es leider oft – wird das Gefühl bleiben, öffentlich angeprangert zu werden, weil man Muslim ist. Jedenfalls würde eine christliche Sommerschule kein Eintrag im Verfassungsschutzbericht finden, weil sie neben der selbstverständlichen religiösen Bildung und Erziehung auch den Dialog mit anderen Religionen fördert und des weiteren Orientierungs-Unterricht für Schule und Beruf anbietet. Nein, sie würde wahrscheinlich mit Landesmitteln gefördert und von höchster Stelle öffentlich gelobt werden.

Update: Lesenswertes Interview in der Kölner Stadt-Anzeiger mit Marlies Bredehorst über die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs.

Ekrem Senol – Köln, 18.09.2007

22 Kommentare
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  1. Na, schauen wir uns mal Ekrems Argumentation an, warum die IGMG nicht mehr im Verfassungsschutzbericht auftauchen soll, sprich „öffentlich diffamiert werden“…

    1. Argument:
    Es gibt ein Problem mit Rechtsextremisten, also sollte sich der Verfassungsschutz weniger mit Milli Görüs beschäftigen.

    Das ist natürlich ein blödsinniger Vorschlag (beides beobachten!), weshalb Ekrem ihn hier nur implizit macht. Nur deswegen aber wird hier der Vergleich zum Rechtsextremismus gezogen.

    Stellen wir mal die Zahlen und Proportionen fest:

    Von den rund 84.000 ausländischen Staatsangehörigen, die im Lande Bremen (Gesamtbevölkerung ca. 663.000) gemeldet sind, betätigen sich rund 1.900 in unterschiedlichen extremistischen Zusammenhängen.
    Mit ca. 1.200 Mitgliedern stellt die IGMG in Bremen die mitgliederstärkste Organisation unter den mehr als 30.000 hier lebenden Muslimen dar.

    – NPD ca. 60 Mitglieder
    – DVU ca. 145 Mitglieder (2005: ca.170)
    – Neonazistische Szene ca. 15 Neonazis („Kameradschaft Bremen“ hatte früher bis zu 30 Mitglieder, deutlicher Mitgliederverlust)
    – Skinheadszene ca. 35 Personen
    (Zahl rechtsextremistischer Straftaten 2006: 138)
    Verfassungsschutzbericht Bremen 2006

    Macht also:
    1.200 von 30.000 Muslimen = 4 % Islamisten
    255 von (663.000 – 84.000) Deutschen in Bremen = 0,04 % Rechtsextremisten
    D.h. nicht ein doppelt oder dreifach so hoher Extremistenanteil sondern 100 mal so hoch!

    2. Argument:

    Würden dort, wie behauptet, Parallelgesellschaften gefördert oder Kinder von der westlichen Welt abgegrenzt, so hätten die Landesämter sicher etwas unternommen, um dem ganzen einen Riegel vorzuschieben. Die unbegründete und unsachliche öffentliche Ausgrenzung jedoch ist nicht nur feige und verlogen, sie entspricht auch nicht dem Geiste eines demokratischen Rechtsstaates.

    Das heißt, solange der Verein nicht verboten ist, darf er auch nicht vom Verfassungschutz beobachtet und im Bericht aufgeführt werden? Das ist Unsinn. Da wurde wohl Sinn und Aufgabe des Verfassungsschutzes nicht verstanden, obwohl das hier im Blog schon ausführlich erklärt wurde.

    3. Argument:

    Unterm Strich – so ist es leider oft – wird das Gefühl bleiben, öffentlich angeprangert zu werden, weil man Muslim ist.

    Ah ja, Muslime = Milli Görüs (nur 4 %, siehe oben!)

    Milli Görüs darf also nicht vom Verfassungsschutz beobachtet werden, weil das -irgendwie- islamophobe Hetze gegen alle Muslime wäre. Oder anders gesagt:

    Das Bundesamtes für Verfassungsschutz vermitteln den Eindruck, als wären alle Muslime, sofern sie nicht integriert sind – was immer darunter auch verstanden wird – potenzielle Terroristen. Daher ist die Frage berechtigt, ob mit die aktuelle Anti-Terrorismus-Politik auf der anderen Seite nicht vielleicht die rechtsextremistische Gefahr beflügelt.
    http://www.jurblog.de/2007/08/30/attacken-auf-auslaender-sind-alltag-ueberall#comment-5604

    FAZIT:
    Keins der drei Argumente ist stichhaltig. Und jetzt reden wir mal über Milli Görüs…

    M

  2. Über Milli Görüs zu reden ist sinnlos.
    Der Mitteleuropäer will im endeffekt doch nur das glauben , was man Ihm vorsetzt.
    Dann gibt es dann auch noch ab und an einige Situationen/Personen die aus der Reihe Tanzen die dann das Negativbild unterstreichen.
    Die Presse tut Ihr übriges um dieses unübersehbar in denn Fokus zu rücken.
    Des Deutschen Lieblingsspruch ist doch der das nicht jeder Moslem Terrorist ist , doch das jeder Terrorist ein Moslem.
    Mal darüber nachgedacht das nicht jeder Deutsche ein Nazi aber ein jeder Nazi ein Deutscher ist.
    Ist genau so untreffend oder ?

  3. @ Maria

    Hallo 🙂 Ich dachte schon, Sie lesen JurBlog nicht mehr. Aber ich hatte mir auch gedacht, dass Sie sich bei diesem Thema melden 😉

    Zu Ihrem Argument Nr. 1:
    Sie gehen leider genau so vor wie der Verfassungsschutz. Für Sie sind alle Mitglieder der IGMG „Islamisten“. Den Beweis bleiben aber sowohl Sie als auch der Verfassungsschutz schuldig. Wie es Herr Willi Lemke ja bereits vortrefflich festgestellt hat, gibt es in der IGMG Menschen, die den Dialog mit anderen Religionen zu fördern versuchen und Unterricht für Schule und Beruf geben.

    Und das ist genau, was ich versuche zu sagen. Sie als auch der Verfassungsschutz scheren alle über einen Kamm und diffamieren alle Menschen innerhalb der IGMG, egal ob gut oder schlecht. Das nützt weder der Mehrheitsgesellschaft noch der Minderheit.

    Zu Ihren Zahlen: Wenn ich, genau wie Sie auch, davon ausgehe, dass alle in der IGMG extremistisch sind, geht Ihre Rechnung vielleicht – ich habe es nicht überprüft – auf. Doch müssten Sie allerdings mal den Beweis erbringen, dass wirklich alle IGMG’ler Extremisten sind. Als Beispiel könnten einige „Volks“Parteien Deutschlands dienen, die dann und wann mal damit hervortreten, Parolen zu verbreiten, die in den untersten Schubladen liegen. Kämmen wir die übrigen Parteimitglieder dann auch gleich mit weg?

    Es gibt ein Problem mit Rechtsextremisten, also sollte sich der Verfassungsschutz weniger mit Milli Görüs beschäftigen.

    Das habe ich weder behauptet noch verlangt. Doch müssen die Verfassungsschutzämter die Prioritäten richtig einordnen. Ich habe nie die zahlenmäßige Angabe zu Mitgliederzahlen etc. gemacht und mich auch nie daran orientiert. Sie selbst führen für Bremen 138 rechtsextreme Straftaten auf für das Jahr 2006. Und das ist der Wert an der man sich orientieren muss. Kein leeren Behauptungen oder Vermutungen oder Pauschalisierungen. Wie viele islamistische Straftaten wurden im Jahre 2006 verzeichnet und wie viele von IGMG Mitgliedern? Das ist der Kasus Knacktus! Der Verfassungsschutz sollte von Fakten ausgehen und nicht von wagen Vorstellungen. Ich habe nichts gegen die Beobachtung und habe auch nie verlangt, dass die Beobachtung eingestellt wird. Doch wird die IGMG bereits seit über 15 Jahren beobachtet, was wiederum nur zwei Schlussfolgerungen zulässt:

    1. Der Verfassungsschutz taugt nichts. Die schaffen es einfach nicht, die IGMG zu überführen. Dann sollten Sie aber nur halb so laut schreien.
    2. Die IGMG ist sauber.

    Zu Ihrem Argument Nr. 2:
    Teilweise bereits beantwortet aber nochmal: Die Beendung der Beobachtungen wurden hier nicht gefordert. Nur die Prioritäten werden angekreidet.

    Und auch das noch mal: In unserem Rechtsstaat ist es nun einmal so, dass jeder unschuldig ist, so lange die Schuld nachgewiesen ist. Der Verfassungsschutz, lesen Sie ruhig einmal rein, behauptet, vermutet und verdächtigt die IGMG mit Verfassungsfeindlichkeit. Das führt dazu, und das gilt nicht nur für die IGMG sondern für alle Organisationen, die in den Verfassungsschutzberichten erwähnt werden, dass diese Organisationen von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, mundtot gemacht werden und schließlich dazu, dass sie politisch bekämpft werden. Wichtig: Ohne dass die Schuld nachgewiesen wurde! Ich empfehle die Lekütre “Der Verfassungsschutzbericht – das scharfe Schwert der streitbaren Demokratie – Zur Problematik der Verdachtsberichterstattung” von Prof. Dr. Dietrich Murswiek, erschienen in NVwZ 2004, 769. Darin wird die Praxis des Verfassungsschutzes kritisiert, Organisationen schon dann im Verfassungsschutz als “extremistisch” zu bezeichnen, wenn lediglich ein Verdacht besteht, die betreffende Gruppierung könnte verfassungsfeindliche Ziele verfolgen. Aber auch „Der Verfassungsschutz als Richter und Henke“ ist lesenswert.

    Zu Ihrem Argument Nr. 3:
    Ebenfalls teilweise ausgeführt und dennoch, damit Sie nicht gleich immer lospoltern sobald hier mal die Worte „Verfassungsschutz“ oder „IGMG“ fallen: Ich habe nicht gefordert, dass die Beobachtung eingestellt wird. Eine sachliche Auseinandersetzung ist aber dringend notwendig. Sie verkennen unter den Muslimen etwas ganz nahe liegendes. Die IGMG oder auch andere türkisch-muslimische Organisationen mögen zwar nur einen Bruchteil aller Türken zu ihren Mitgliedern zählen. Das bedeutet aber nicht im Umkehrschluss, dass alle anderen sich nicht mit diesen Organisationen identifizieren oder sympathisieren.

    Bestes Beispiel sind die Freitagsgebete Woche für Woche oder die Feiertagsgebete. Die Moschee sind voll, rappelvoll und fassen Hunderttausende Menschen! Das ist nun mal nicht vergleichbar mit der Kirchenmitgliedschaft, in die man praktisch rein geboren wird und nur mühsam wieder rauskommt. Die Mitgliedschaft in einem Moscheeverein (anders ist die Organisation nicht möglich) ist genauso unverbindlich wie die Mitgliedschaft in einem Fussballverein. Während der 1. FC Köln ca. 30.000 Mitglieder haben soll, ist das Stadion mit 51.000 Sitzplätzen fast immer ausverkauft! Und würden alle, die Fan von den Geißböcken sind die Finger heben, hätten wir sicher mehrere Hunderttausende Finger oben (meine übrigens auch). Letztlich darf nicht unberücksichtigt gelassen werden, ebenfalls vergleichbar mit den Fussballvereinen, dass meist nur ein Familienmitglied Mitglied ist und damit praktisch die gesamte Familie mit. Sicher muss das nicht für alle Familien zutreffen, der Sohn könnte ja auch Bayer-Fan sein, doch wird die Tendenz in Richtung Köln gehen.

    Daher stimmt auch Ihre letzte Rechnung nicht, dass die IGMG nur 4 % aller Muslime vertritt genau so wenig, wie die öffentlichen Bekundungen, die KRM (Koordinationsrat der Muslime) würde auch nur soundsoviel Prozent aller Muslime vertreten und daher nicht stimmberechtigt. Das wird im übrigen, so meine Einschätzung, nur behauptet, weil ein Ansprechpartner auf Seiten der Muslime, was jahrelang gefordert wurde, der Regierung eigentlich gar nicht passt.

    So. Da nun festgestellt ist, dass alle drei „Argumente“ an der eigentlichen Problematik vorbeigehen, sprechen wir doch zunächst einmal über die Stellungnahme des Herrn Lemke für den Verfassungsschutz! Was halten Sie von seinen Schlussfolgerungen in Zusammenhang mit seinen Argumenten?

  4. @ E.S.
    Ich muß Ihnen leider wiedersprechen.
    Da wir ja hier oft genug mit diesen oder ählichen Artikeln das grundlegende Thema ; Islam und Ausländer in Deutschland ; umschreiben , ist es doch vieleicht sinnvoller die Angst/ Panikmache zu unterbinden in dem man diese Institutionen die immer wieder an den Pranger gestellt werden etwas näher erklären.
    Weil das was der Mensch nicht kennt ,macht Ihm auch angst.
    Wenn auch noch ein paar Politiker immer wieder , um Persönlichen vorteil bedacht , in diese wunde salz streuen , so bleibt das unbekannte auch weiterhin unbekannt.
    Der Ausländer – Türke oder der Moslem an sich ist in Deutschland nicht nur feind bzw Angstbild , sondern auch Nachbar , Arbeitskollege und/ oder auch Freund.

    Weißte bescheid

  5. @ Coskun

    Wer sich die Mühe macht und daran interessiert ist, die muslimischen Organisationen näher kennen zu lernen, dem stehen die Türen offen. Im Beitrag habe ich ein Link zu einem Interview mit Marlies Bredehorst (Bündnis 90/Die Grünen):

    KSA: Ein Argument gegen die Unterstützung der Mülheimer Vereine ist ihre Nähe zu „Milli Görüs“. Nicht nur Verfassungsschützer sprechen von einer extremistischen und fundamentalistischen Vereinigung.

    BREDEHORST: Ich will nicht dem Innenminister reinreden. Aber ich stelle fest, dass „Milli Görüs“ eine der größten moslemischen Vereinigungen ist, die eine ganz gute Sozial- und Integrationsarbeit machen. Wir brauchen für unsere Sozialarbeit diese religiösen Vereine, weil wir sonst die Menschen nicht erreichen.

    KSA: Gleichzeitig vermitteln fundamentalistische Gemeinden Werte, die nichts mit dem Wertesystem des Grundgesetzes zu tun haben.

    BREDEHORST: Wir haben in der Tat viel Rückständigkeit in Einwandererkulturen, wenn es zum Beispiel um die Emanzipation von Mädchen und Frauen geht. Wenn wir das ändern wollen, müssen wir die Leute erreichen. An die kommen wir mit unseren eigenen Angeboten nicht ran.

    KSA: Aber Sie unterstützen durch die Zusammenarbeit Gruppierungen, die genau das tradierte Frauenbild vermitteln, das Sie bekämpfen wollen.

    BREDEHORST: Kardinal Meisners Frauenbild ist auch höchst problematisch, und wir arbeiten trotzdem gut mit der katholischen Kirche zusammen. Dass Frauen keine Priester werden können, ist für mich mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Wir haben aber noch nie darüber diskutiert, ob irgendwo eine christliche Kirche gebaut wird oder nicht. Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Ich ärgere mich, dass der einen Religionsgemeinschaft Frauenfeindlichkeit vorgeworfen wird, einer anderen aber nicht.

    KSA: Unter dem Dach der katholischen Kirche finden Sie aber immerhin Pluralismus und viele lebhafte Debatten, die das mit Ihnen kritisieren. Finden Sie die auch bei „Milli Görüs“?

    BREDEHORST: Da gibt es Feministen, die mit mir einer Meinung sind. Die sind bei „Milli Görüs“ aktiv wie kritische Katholikinnen in der katholischen Kirche.

    Ein wenig Engagement tut jedem gut. Frau Bredehorst hat sich die Mühe gemacht und sich unter Muslime gemischt und sich ein Bild vor Ort gemacht. Die Innenministerien dagegen sind zum Spielball parteipolitischen Kalküls geworden und verbreiten in diesem Sinne das, was gerade gebraucht wird um immer neue Sicherheitspakete unters Volk zu mischen. Sicher sind Gefahren da. Doch sollte man sich davor hüten, diejenigen, die sich bemühen, etwas für das GEMEINSAME zu tun, ebenfalls in den Dreck zu ziehen. Das bringt niemandem etwas. Daher ist eine sachliche und differenzierte Auseinandersetzung notwendig. Nicht die jährliche Angstmache vor Islamisten. Die Mehrheit entwickelt dadurch nur Antipathie und Angst vor Muslimen. Jährlich werden Tag der offenen Türen veranstaltet von islamischen Gemeinschaften (auch von der IGMG). Hingehen, Kennenlernen und Ängste abbauen!

  6. Zitat E.S.

    Wer sich die Mühe macht und daran interessiert ist, die muslimischen Organisationen näher kennen zu lernen, dem stehen die Türen offen.

    Im Beitrag habe ich einen Auszug aus dem Verfassungsschutzbericht 2006, Vorabfassung eingefügt.

    Maßgeblich für die „Millî-Görüs“-Bewegung ist ein an ERBAKANs Ideen ausgerichtetes Islamverständnis. Nach Auffassung der „Millî-Görüs“-Bewegung gelten nicht islamisch geprägte Regierungen oder Gesellschaftssysteme letztlich als „nichtig“ und „ungerecht“; nur ein islamorientiertes System in allen Lebensbereichen könne „gerechte Grundlagen“ hervorbringen. Die Voraussetzungen dafür werden in der gegenwärtigen Weltordnung durchweg als nicht gegeben angesehen.

    Beispielhaft heißt es hierzu in der „Millî Gazete“:
    „Die Ideologie der Millî Görüs hat nicht den Willen, sich mit dem bestehenden System in der Welt zu einigen oder zu kooperieren, und möchte kein Zahn im paradoxen Rad der Ausbeutung sein. Die Millî Görüs hält es nicht für möglich, das bestehende System zu reformieren. Denn die Millî Görüs sagt, dass das System falsch errichtet worden sei und dass es unmöglich sei, auf einem morschen Fundament
    ein stabiles Gebäude zu bauen. Die Gesinnung der Millî Görüs beabsichtigt die Rettung und die Glückseligkeit der gesamten Menschheit.“
    („Millî Gazete“ vom 31. Oktober 2006, S. 9)

    Zitat Coskun:

    Der Mitteleuropäer will im endeffekt doch nur das glauben , was man Ihm vorsetzt.

    Für mich gesprochen haben Sie in diesem Fall recht.

    Gruß,
    Boo

  7. @ Boo

    Typische Auszüge aus den Verfassungsschutzberichten.

    1. Der Verweis auf Erbakan: Die Partei Erbakans hat in den letzten beiden Wahlen in der Türkei insgesamt (beide Wahlen zusammen!) keine 5 % mehr erhalten. Stellt sich hier nicht die Frage, nach der Bedeutung von Erbakan oder er Partei für Türken in Deutschland? Die große Mehrheit dürfte für den amtierenden Premier Erdogan sein, der ein Abgänger aus der Partei Erbakans ist und für den EU-Beitritt ist, was im Sinne der meisten Türken in Deutschland sein dürfte.

    2. Der Verweis auf Milli Gazete: Eine Zeitung, auf die die IGMG kein Einfluss hat. Die Redaktion, die Autoren und auch die Journalisten sitzen in der Türkei und schreiben auch für die Leserschaft in der Türkei.
    Die IGMG sagt, dass sie keinen Einfluss auf die Inhalte der Zeitung haben und auch sonst keine Verbindungen bestehen. Sie distanziert sich sogar ausdrücklich von dieser Zeitung.
    Die einzige Zeitung der IGMG sei die seit vielen Jahren monatlich erscheinende Verbandszeitschrift. Erstaunlicherweise wird aus dem Verbandszeitschrift der IGMG (Primäre IGMG Quelle!!!) nie zitiert. Vielleicht, weil dort nichts gefunden wird, was das Bild des Verfassungsfeindes aufrecht hält?

    Alles in allem zwei äußerst weit hergeholte und wackelige urtypische IGMG-Verweise der Verfassungsschutzbehörden, um das Bild des Extremisten aufrecht zu erhalten. Lässt man die Milli Gazete-Zitate aus den Verfassungsschutzberichten mal weg, bleibt so gut wie nichts mehr übrig, weswegen ich vermute, dass die Milli Gazete nicht umsonst weit und breitgetreten wird, wenn es um die IGMG geht.

    Über die Methoden der Verfassungsschutzbehörden können Sie sich anhand dieses Urteils ein Bild machen: Die relative Wahrheit. So werden heute Verfassungsfeinde konstruiert.

  8. Ok, also ein Auszug von der IGMG daselbst:

    … So sind denn die Rechte und Pflichten des Muslim nicht auf das gemeinschaftliche Wohl wie beim ersten Artikel der Menschenrechtserklärung zugeschnitten oder etwa auf künstliche Gebilde wie Nation oder Rasse, sondern auf die Glückseligkeit des Menschen auf dem Weg zu seinem Gott.“
    (Flyer der IGMG Nürtingen)

    Interessanterweise gehen sie auf den ersten Abschnitt nur insoweit ein, daß Erbakan als Gründer der Millis Görüs ohne Bedeutung für seinen Verein sei.

    ????

    Und das soll ich glauben?

    Zu Erdogan:

    In Siirt lauschte im Dezember 1997 eine Menschenmenge einer Stimme, die sanft und doch bestimmt folgenden Vers vortrug: „Die Minarette sind unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme; die Moscheen sind Kasernen, die Gläubigen unsere Soldaten.“

    (Erdogan rezitiert Gökalp, aus „Die Zeit“, 12/2003)

    Bin mir nicht sicher, wer in Sachen Religion jetzt das kleinere Übel ist, insbesondere einer friedfertigen Religion wie den Islam…

    Gruß,
    Boo

  9. @Boo

    Interessanterweise gehen sie auf den ersten Abschnitt nur insoweit ein, daß Erbakan als Gründer der Millis Görüs ohne Bedeutung für seinen Verein sei.

    Wo haben Sie das denn her? 🙂 Erbakan hat die IGMG nicht gegründet.

    Zu Erdogan: Vor 10 Jahren hat Erdogan viel gesagt, die er heute nicht mehr wiederholt. Im Gegenteil: Er hat die Türkei der EU näher gebracht, als jemals ein laizistischer Premier zuvor. Er ist heute gemäßigter und weitsichtiger als je zuvor.
    Es gibt nun einmal auch Menschen, die sich entwickeln. Bestes Beispiel aus Deutschland dürften da Joschka Fischer und Otto Schily sein. Schauen Sie sich mal an, was die seinerzeit so alles verbreitet haben. Und ich fand beide um längen besser als deren amtierende Nachfolger.

    Wenn man aber irgend etwas konstruieren möchte geht man auch gerne 10 Jahre und noch weiter zurück, gelle?

    Wenn Sie wirklich Interesse haben, sich selbst ein Reim über islamische Organisationen zu bilden, so geht das nur mit objektiven Informationen. Dass der Verfassungsschutz das nicht liefern kann, wissen wir spätestens seit dem NPD Verbotsverfahren.

    Und was wollen Sie uns mit dem Auszug eines Ortsvereins der IGMG sagen?

  10. Wo haben Sie das denn her?

    🙂 aus dem Verfassungsschutzbericht 2006, Vorabfassung

    Die ideologischen Wurzeln der IGMG basieren auf den Ideen und Konzepten des langjährigen türkischen Politikers Necmettin ERBAKAN. Er wird von der IGMG als Begründer und geistiger Führer der „Millî-Görüş“-Bewegung verehrt. Die IGMG stand stets in enger Verbindung zu den von ERBAKAN dominierten islamistischen Parteien in der Türkei.

    Mit J.Fischer sind sie bei mir richtig. Wenn es ihm dienlich wäre, würde er heute das gleiche wie damals machen. In meinen Augen ist er das, was man üblicherweise als „Charakterschwein“ bezeichnet.

    Im übrigen konstruiere ich nicht, ich zitiere die Herrschaften. 10 Jahre finde ich jetzt nicht unbedingt eine furchtbar lange Zeit. Es geht hier um einen erwachsenen Menschen, der üblicherweise über eine gefestigte Meinung verfügt (verfügen sollte).

    Und was wollen Sie uns mit dem Auszug eines Ortsvereins der IGMG sagen?

    Das überlasse ich der Intelligenz der geschätzten Leser des Blogs.

  11. Vergessen:

    Gruß,
    Boo 🙂

  12. @ Boo

    „Millî-Görüş“-Bewegung ist nicht die IGMG. Daher stimmt ihre Aussage nicht.

    Was stimmt, ist allenfalls die Zielrichtung der Gründergeneration, in Bezug auf Erbakan. Das alles liegt allerdings über 30 Jahre zurück. In den letzten 30 Jahren wurde Erbakans Partei die stärkste Partei in der Türkei und dümpelt heute irgendwo bei 2 % rum. Erdogan, ehem. unter Erbakan, ist heute Premier. Will sagen: Es ist eine gewisse Entwicklung durchlaufen worden, die niemand abstreiten kann. So verhält es sich auch bei der IGMG. Ich hoffe, dass Ihnen 30 Jahre lang genug sind.

    Was mir aber auffällt ist, dass wir stets über die IGMG diskutieren aber nicht über die Argumentationslogik des Herrn Lemke. Das ist der Kern des Artikels.

  13. E.S.,

    vor 30 Jahren habe ich mich noch nicht mit dem Islam beschäftigt. Ich muß mir Informationen zu Organisationen, Personen, Zusammenhänge usw. „zusammenklauben“. Unter anderem bin ich da z.B. über Verbindungen von Erdogan zu Zayat und die „Muslimische Bruderschaft“ gestoßen. Aber da will ich mich erst weiter informieren. In einem anderen Thread wurde über die Informationspolitik diskutiert. Ich versuche halt nicht, mich nur einseitig zu informieren. Aber Informationsbeschaffung ist eine recht aufwändige Angelegenheit, zumal keiner auf seine Homepage schreiben würde, daß er die deutsche Verfassung nicht respektiert. Aslo muß ich mich auch bei Quellen bedienen, die Sie wahrscheinlich nicht „objektiv“ finden.

    Nun halte ich den bundesdeutschen Verfassungsschutz nicht unbedingt für die unglaubwürdigste Quelle, und wenn er feststellt:

    Auch die IGMG misst der „Millî Gazete“ große Bedeutung bei. An einem Besuch von Arif Ersoy, Mitglied des SP-Verwaltungsrats, in der Europazentrale der „Millî Gazete“ in Mörfelden (Hessen) nahmen z. B. mehrere IGMG-Funktionäre aus Hessen teil. Zudem war die „Millî Gazete“ auf Veranstaltungen der IGMG mit eigenen Ständen ertreten.
    Dort ermöglichte die IGMG der „Millî Gazete“, für ich zu werben und neue Abonnenten zu gewinnen.
    Dabei bezog die Zeitung auch Kinder in ihre Werbeaktionen ein. In einem Artikel zu einer Abonnenten-Kampagne wurde das Foto eines Kindes, das eine Ausgabe der „Millî Gazete“ in die Kamera hält, wie folgt kommentiert:
    „Diese unsere Winzlinge, die zu den zukünftigen und besten Lesern der Millî Gazete gehören, haben uns dadurch, dass sie unserem Team gut geholfen haben, tief beeindruckt. … Unseren Winzlingen, die auf einem von der IGMG-Gemeinde Waiblingen organisierten und von ca. 2000 Menschen besuchten gemeinschaftlichen Beschneidungsfest in Waiblingen bei Stuttgart in einem Festsaal auf jeden Tisch mehr als 500 Exemplare der Millî Gazete mit Freude ausgelegt haben, und deren Eltern, möchten wir hier unseren Dank aussprechen.“
    („Millî Gazete“ vom 9. Mai 2006, S. 2)

    dann kann ich doch Ihrer Aussage einer angeblichen und ausdrücklichen Distanzierung der IGMG von dieser Zeitung z.B. überhaupt nicht folgen. Dann stellt sich mir also die Frage: informieren Sie mich falsch, tut es der Verfassungsschutz oder die Millis Görüs. Und jetzt dürfen Sie mal raten, wem ich mehr vertraue…:-)

    Auf die IGMG bin ich durch den Eingangsthread und das von Ihnen eingestellte Interview einer Politikerin einer von mir nicht geschätzten Partei gekommen. In beiden geht es um die IGMG.

    Gruß,
    Boo

  14. @ Boo

    Frage: informieren Sie mich falsch, tut es der Verfassungsschutz oder die Millis Görüs.

    Selbstverständlich dürfen Sie glauben, wem Sie wollen. Doch ist es kein Geheimnis, dass der Verfassungsschutz falsch informiert (siehe Skandale der letzten Jahre). Ich hatte einen Link gesetzt oben zur „Die relative Wahrheit“. Dort wird das (dort auch in Bezug auf die IGMG) gerichtlich festgestellt.

    Zum Zitat: Weder war ich an der zitierten Veranstaltung vor Ort noch möchte ich behaupten, dass dem nicht so war. Nur stelle ich mir die Frage, was das alles über die IGMG aussagt. Dass es Verbindungen zu Erbakan gibt, bestreitet niemand. Und dass es zu Zusammenkünften kommt ebenso wenig. Dass die Milli Gazete auf den Veranstaltungen der IGMG wirbt, spricht auch nicht dafür, dass die IGMG sich die Inhalte zu eigen macht. Von daher besteht kein Anlass, an der Glaubwürdigkeit der IGMG zu zweifeln. Verbindungen, Kontakte oder Beziehungen zu haben bedeutet nicht, dass man alles, was der andere von sich gibt und/oder tut, auch unterstützen muss.

    Fakt ist, und das ist das wesentliche, tut die IGMG viel für den Dialog und für die Integration von Muslimen in Deutschland. Sprachkurse, Berufsvorbereitung etc., Herr Lemke zählte es bereits auf, sprechen für sich und das seit Jahren. Eine Organisation, die angeblich verfassungsfeindlich sein soll, leistet keine Integrationsarbeit über Jahre hinweg nur der angeblichen Tarnung wegen.

    Schließlich: Wie Sie auf die IGMG gekommen ist dürfte jedem klar sein. Die Frage war, wieso niemand über die Argumentationslogik des Herrn Lemke diskutiert. Wie finden Sie denn seine Argumente in Zusammenhang mit seiner Schlussfolgerung?

  15. Ekrem,
    Sie wollen Ihre Leser wohl für dumm verkaufen…

    „Millî-Görüş“-Bewegung ist nicht die IGMG. Daher stimmt ihre Aussage nicht.
    Was stimmt, ist allenfalls die Zielrichtung der Gründergeneration, in Bezug auf Erbakan.

    Haha, ach so, die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs e.V. (IGMG) hat also nichts mehr mit der Milli Görüs Bewegung zu tun oder mit Erbakan – und mit der Milli Gazete natürlich auch nichts… bzw. alle Treffen sind rein zufällig und sagen überhaupt nichts über die IGMG aus…
    Pffhh.

    Aber schauen wir uns an, was der Vordenker der Milli Görüs, Erbakan, für ein Weltbild propagiert:

    Der rechte Weg zum Glück der ganzen Menschheit ist unser Weg, der Weg von Milli Görüs. Unser Prophet wurde mit Liebe und Erbarmen ausgesandt und unser Ziel ist das Glück der sechs Milliarden Menschen in der Welt. Wir sind Muslime und unsere Zivilisation hat der ganzen Welt Glück gebracht. Das ist das Gute, aber es gibt auch das Böse. Unsere Religion sagt, dass die Ungläubigen eine Nation [Millah] bilden. Das bedeutet, das Böse wird von einem Kontrollzentrum geführt.

    Betrachten wir die Weltkarte, dann sehen wir ungefähr 200 Länder in [verschiedenen] Farben und wir denken, es gibt viele Rassen, Religionen und Nationen. Tatsache ist, dass in den [letzten] 300 Jahren, all diese [200 Nationen] von einem Zentrum kontrolliert wurden. Dieses Zentrum ist der rassistische, imperialistische Zionismus. Nur wenn Sie die korrekte Diagnose der Krankheit machen, können Sie die Heilung finden. Sie werden fragen, ‚Was ist dieser Glaube, dieser rassistische Imperialismus, der das Glück dieser Welt vernichtet?‘

    Dieser Glaube begann vor 5765 Jahren, als die Kinder Israels in Ägypten lebten, mit einem Buch der Magie, die von einer Kabbala genannten [Person] geschrieben wurde.“

    „Es war der Zionismus, der die Sekte des Protestantismus geschaffen hat. Die kapitalistische Ordnung heute ist der religiöse Auftrag des Protestantismus. Das ist so, weil der Papst das Konzept des Zinses ablehnt, um nicht die Ausbeutung seiner Kinder zu gestatten. Das ist [der Grund], weshalb die Juden beschlossen, die [christliche] Religion zu ändern und den Protestantismus gründeten. So können sie Zins erheben und alle dazu bringen, für sie zu arbeiten.“

    „Ohne all dies zu wissen, können Sie nicht verstehen was in der Welt von sich geht. Wenn wir all dies erfahren, dann werden wir wissen, dass es keine 200 Länder in der Welt gibt. Es gibt lediglich zwei. Eine ist die Welt des Islam, und die andere sind all die anderen. Wer benützt die anderen? Rassistischer Imperialismus [gemeint ist Zionismus].

    Die Zionisten halten die Christen in ihren Handflächen und benützen sie. Die Industrieentwicklung Chinas und Indiens wird mit jüdischem Kapital betrieben. Japans auch. Sie kontrollieren diese auch. Nur der Islam bleibt gegen sie. Die Juden sagen, ihr werdet unsere Sklaven sein. Islam sagt, la i lahe il l‘ Allah. Wir werden vor niemand als vor Allah den Kopf beugen. Niemand wird irgendjemandes Sklave sein. So ist das ein Konflikt zwischen den beiden – ein Konflikt zwischen dem Guten und dem Bösen.“

    Erbakan Interview am 1. Juli 2007, englische Übersetzung, deutsche Übersetzung

    Und die Milli Görüs Bewegung distanziert sich nicht von ihrem Gründer, sondern feiert ihn, beispielsweise in der IGMG-Großveranstaltung Anfang Juni 2006 im Belgischen Hasselt.
    Und auch sonst wird Verbindung gehalten, bspw. Wahlhilfe:

    1.1.1.3
    Wahlkampfunterstützung für die Saadet Partisi (SP)
    Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs e.V. (IGMG) hat sich in den letzten Jahren als unpolitische Organisation dargestellt, die sich der religiösen, sozialen und kulturellen Betreuung ihrer Mitglieder widme. Dieser Kurs änderte sich, als im Frühjahr die Wahrscheinlichkeit vorgezogener Parlamentswahlen in der Türkei stieg.
    Der Wahlkampf veranlasste die IGMG, ihre bisherige Zurückhaltung zu Fragen türkischer Tagespolitik aufzugeben. Der Generalsekretär der IGMG, Oguz Ücüncü, kritisierte auf der Homepage der IGMG (www.igmg.de) unter dem Titel „Wahlfieber“ am 7. April die Regierungsarbeit des türkischen Regierungschefs Erdogan. Die türkische Regierung habe sich in Sachen Gleichgültigkeit und Ignoranz gegenüber 4,5 Millionen im Ausland lebenden Mitbürgern nahtlos in die Tradition der Vorgängerregierungen eingereiht und die Interessen der Auslandstürken nicht gebührend vertreten.

    Zur Vorbereitung der Wahlen fanden Mitte April Veranstaltungen der Milli-Görüs-Bewegung mit den IGMG-Gebietsvorsitzenden in der Türkei statt: Am 12. und 13. April traf Prof. Erbakan die IGMG-Gebietsvorsitzenden aus Europa in einem Hotel in Ankara zu Einzelgesprächen. Bei einer Gemeinschaftsveranstaltung sprach auch Dr. Arif Ersoy, der als Architekt des Konzepts der „gerechten Ordnung“ gilt, einer zentralen ideologischen Säule der Bewegung.
    Unter dem Titel „Wir werden die Saadet-Fahne ganz nach oben ziehen“ berichtete die Europaausgabe der „Milli Gazete“ am 16. April über die monatliche Provinzratssitzung der SP in Istanbul. Neben dem Istanbuler Parteivorsitzenden, Osman Yumakogullari, nahmen an der Sitzung auch IGMG-Funktionäre teil. Hasan Damar, Mitglied des IGMG-Exekutivrats, erklärte in seiner Rede, man werde im Rahmen der Wahlvorbereitungen mit tausend Fahrzeugen und tausend Predigern aktiv sein, denn es handele sich bei dieser Mission um eine heilige Reise.

    1.1.1.4
    Veranstaltungen der IGMG mit Vertretern der Saadet Partisi (SP)
    Auch unabhängig von den bevorstehenden Parlamentswahlen zeigte sich die Nähe des europäischen und des türkischen Zweigs der Milli-Görüs-Bewegung. An zahlreichen IGMG-Veranstaltungen beteiligten sich Funktionäre der SP. Im März trafen sich die Gründungsmitglieder des europäischen Zweigs der Milli Görüs in Rotterdam/Niederlande zum „Tag der Vertragstreue“. Neben dem Vorsitzenden der SP in Istanbul, Osman Yumakogullari, der zeitweise Generalvorsitzender der Milli Görüs in Europa war, nahmen der gegenwärtige IGMG-Generalvorsitzende Yavuz Celik Karahan und der IGMG-Funktionär Hasan Damar an der Veranstaltung teil.
    Am 21. April wurde eine neue IGMG-Moschee in Mühldorf am Inn eröffnet. Die Einweihungsfeier besuchten etwa 300 Personen. Neben hochrangigen Funktionären der IGMG, wie etwa dem südbayerischen Gebietsvorsitzenden Abdussamed Temel, war auch der stellvertretende Vorsitzende der SP und ehemalige türkische Justizminister Sevket Kazan anwesend.

    http://www.stmi.bayern.de/imperia/md/content/stmi/sicherheit/verfassungsschutz/verfassungsschutzberichte/verfsch_2007_hj.pdf

  16. @ Maria

    Und ich dachte, Sie springen gar nicht mehr auf den IGMG-Zug 😉

    Nun ja, wenn Sie mögen, können wir die Verfassungsschutzberichte hier auf JurBlog ja vielleicht mal zum Download bereitstellen. Dann müssen Sie nicht so hin und her kopieren 🙂

    Aber alle Verfassungsschutzberichte zusammen werden nichts an der Tatsache ändern, dass die IGMG von der Gründungsphase heute meilenweit entfernt ist. Während die Gründergeneration darauf bedacht war, Deutschland irgendwann zu verlassen, sitzen heute teilweise Akademiker an der Spitze, die in Deutschland aufgewachsen sind und sich eindeutig auf Deutschland einstellen. Dass es heute immer noch gewisse Kontakte zu Erbakan gibt, ist kein Geheimnis und wird auch von der IGMG nicht verschwiegen. Sonst würde Erbakan wohl kaum mit großen Trara zu Veranstaltungen eingeladen. Diese Beziehungen sind aber eher historischer Natur als politischer. Und haben auf die Zielsetzung der IGMG keinen Einfluss. Der Verfassungsschutz NRW führt selbst folgendes aus:

    Im Juni 2001 brach die zuvor in einen „traditionalistischen“ Flügel um Necmettin Erbakan und einen „reformorientierten“ Flügel gespaltene ‘Milli Görüs’ in der Türkei auseinander. Der „reformorientierte“ Flügel organisierte sich in der am 14. August 2001 gegründeten ‘Adalet ve Kalkinma Partisi’ (‘Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei’ – AKP), die aus den Parlamentswahlen vom 3. November 2002 als Siegerin hervorging und seitdem die türkische Regierung stellt. Von der Ideologie der ‘Milli Görüs’ hat sich zumindest die Führung der AKP klar distanziert. Necmettin Erbakan und seine Anhängerschaft gründeten nach der Spaltung als neue politische Plattform im Juli 2001 die ‘Saadet Partisi’ (SP). Diese Partei ist bei den Parlamentswahlen vom November 2002 und auch bei späteren Kommunalwahlen mit nur etwas über 2% beziehungsweise 4% der Stimmen bedeutungslos geblieben. Obwohl innerhalb der IGMG zum Teil deutliche Sympathien für die AKP gezeigt werden und hier und da Kontakte bestehen, kann die IGMG politisch eindeutig im Lager von Erbakan und der SP verortet werden.

    Es ist ein Umbruchprozess innerhalb der IGMG bereits seit Jahren im Gang, der nur noch gewürdigt werden muss. IM NRW ordnet die IGMG aber noch eher Erbakan zu als Erdogan. Ob dem tatsächlich so ist, darf stark angezweifelt werden angesichts der letzten beiden Wahlergebnisse in der Türkei. Wenn Erbakan selbst in der Türkei nur noch knapp 2 % erhält, dürfte mehr als fraglich sein, wie viel er in Deutschland oder Europa bekommen würde.

    Die Integrationsarbeit vieler Ortsvereine und auch die Bemühungen der Zentrale sind eindeutig. Statt dessen wird versucht über die Gründungsväter vor über 30 Jahren auf heute zu schließen. Der Faden über Erbakan zu den Kolumnisten der Milli Gazete, sind gefundenes Material um den Verfassungsfeind an die Wand zu malen. Es werden Kommentare von Kolumnisten der IGMG zugeschrieben, die kein einziges mal in Deutschland waren und lediglich ihre wenigen Leser in der Türkei bedienen. Kolumnisten, die keine Ahnung über die hiesige Ordnung oder über die Probleme der Türken in Deutschland haben und entsprechen unsensibel schreiben. Und das nutzen Verfassungsschutzbehörden selbstverständlich aus. Fielen nämlich die 30.000 Mitglieder der IGMG als „Extremisten“ weg, wer wäre dann die größte Bedrohung der inneren Sicherheit?

    Ich bleibe dabei. Die IGMG arbeitet an vielen Orten vorbildlich sowohl mit Kirchen als auch mit der Polizei zusammen wenn es darum geht, etwas für das „Gemeinsame“ zu tun. Sie leisten vorbildliche Arbeit bei Jugendlichen mit Deutschkursen, Nachhilfeunterricht und vielen sonstigen Maßnahmen. An vielen Orten sind gemeinsame Veranstaltungen mit den örtlichen Behörden selbstverständlich und Integrationsarbeit wird gemeinsam vorangetrieben. Das alles seit vielen, vielen Jahren. Diese Aktivitäten nehmen auch weiter zu, je mehr aus der in Deutschland aufgewachsenen Generation an die Führung kommt. Mit zunehmend qualifizierten Funktionären in den Ortsvereinen, steigt auch die Qualität der Arbeit mit den örtlichen Stellen. Dieser Prozess wird sich allein schon aus natürlichen Gründen nicht aufhalten lassen. Es macht nun einmal ein Unterschied aus, ob der Vereinsvorsitzende zur ersten Generation gehört, der schon immer den Gedanken gehegt hat, Deutschland irgendwann zu verlassen oder jemand, der hier sozialisiert wurde und seine Zukunft in Deutschland sieht.

    Die allgemein zugänglichen Quellen der IGMG sowie deren Aktivitäten werden leider bei der Beurteilung außen vor gelassen, während traditionelle und höflichkeitshalber aufrecht erhaltene Verbindungen zu Personen in der Türkei als maßgeblich beachtet werden. Nicht die IGMG von heute ist Grundlage für die Einschätzung der Verfassungsschutzämter sondern alte Verbindungen. Und das ist der falsche Weg. Das bringt niemandem etwas. Organisationen wie die IGMG sollte man als Chance begreifen und nicht als Problem.

    Ich kenne viele türkische Vereinigungen (Köln ist Zentrale vieler Organisationen), die nicht in den Verfassungsschutzberichten erwähnt werden. Keine dieser Organisationen tut so viel für die Integration wie die IGMG.

    Jetzt aber noch einmal zu den Äußerungen von Herrn Lemke im Namen des Verfassungsschutzes. Was bitte halten Sie von seinen Argumenten und Schlussfolgerungen? Wird irgendjemand auch mal den Finger darauf richten?

  17. Guten Morgen,

    die Millis Görüs leistet also Kinder- und Jugendarbeit, hält Sommerlager ab. Sehr beeindruckend. Für das, was Mitglieder dieses Vereins anstreben bzw. durch die Religion vorgegeben wird, ist das auch unerläßlich. Natürlich muß sie dafür die Kinder, Jugendlichen und ebenso die Eltern an sich binden. Das galt und gilt für andere Organisationen ebenso. Informieren Sie sich doch bitte mal darüber, was die Kommunisten taten, um den Nachwuchs für die richtige Weltanschauung zu trimmen. Sie werden erstaunliche Parallelen finden.

    Ich kenne den Artikel nicht vollständig, aber ich vermute, was Herr Lemke bedenklich findet (und andere auch) ist der Hintergrund der Millis Görüs – und die Gründe hierfür finden Sie in den vorangegangenen Beiträgen.

    Die IGMG arbeitet an vielen Orten vorbildlich sowohl mit Kirchen als auch mit der Polizei zusammen wenn es darum geht, etwas für das “Gemeinsame” zu tun.

    Wenn sie das tut, dann ist das völlig in Ordnung. Dann muß sie sich ja nur noch glaubhaft von Altlasten befreien und alles ist in Butter.

    Interessant, das Sie den unglaubwürdigen Verfassungsschutz in Sachen IGMG als Argumentationshilfe für sich benutzen… 🙂

    Gruß,
    Boo

  18. Nachtrag:

    Ein Beispiel: Die PDS (oder wie der Laden heute auch heißt) wurde vom Verfassungsschutz beobachtet. Warum?
    Sie haben unter anderem das Ziel gehabt, diese demokratische Gesellschaftordnung zu beseitigen. Sie haben sich umbenannt, haben ihr Programm etwas entschärft, Straßenfeste veranstaltet, kümmern sich um Kinder und Alte und die ganze Welt – aber die Leute und ihre Ideologie bleiben die gleiche. Deshalb ist es gut, auf sie ein wachsames Auge zu haben. Verstehen Sie, was ich meine?

    Gruß,
    Boo

  19. @ Boo

    Sie können natürlich glauben was Sie wollen und dass Sie eher dem Verfassungsschutz glauben, verstehe ich vollkommen. Das ist wohl selbstverständlich.

    Gegen die Beobachtung habe ich nichts einzuwenden. Doch darf das nicht dazu führen, dass irgendwelche Organisationen nur aufgrund von Verdächtigungen politisch beseitigt werden. Das ist verfassungswidrig!

    Ich schrieb nicht, das der Verfassungsschutz immer falsch berichtet, sondern oft 😉

  20. Soweit ich es erkennen kann, macht der Verfassungsschutz einen Fehler: er bgründet die Beobachtung der Milli Görüs mit antisemitischen und antidemokratischen Hetzparolen aus der „Milli Gazete“. Das ist nicht gerade clever, weil die IGMG natürlich abstreitet, sich so geäußert zu haben. Gleichwohl ist sie dieser Zeitung selbstverständlich verbunden, wie ein obiger Beitrag von mir zeigt.

    Was für mich zählt, sind die Leute, die in einem Verein oben stehen – deren Verbindungen und Ideologie/Religionsverständnis. Und wenn man da mal etwas tiefer gräbt, kommt Erstaunliches zu Tage.

    Dies ist für mich ein Grund, der Milli Görüs nicht zu trauen. Was mit Erdogan ist, wird sich zeigen. Aktuell scheint er ja gerade wieder einen Schritt zurück zu gehen – paßt aber zu seiner Religion.

    Erdogan: “Es gibt keinen moderaten Islam”
    „Diese Bezeichnungen sind sehr hässlich, es ist anstößig und eine Beleidigung unserer Religion. Es gibt keinen moderaten oder nicht-moderaten Islam. Islam ist Islam und damit hat es sich.“

    Ich glaube nicht, daß in Deutschland irgendeine Organisation auf Grund von Verdächtigungen beseitigt wird. Meinen Sie die IGMG? Wie Sie selber feststellen, ist sie gerade dabei, ihr Image kräftig aufzupolieren. Taqiyya?

    Gruß,
    Boo

  21. Dass es heute immer noch gewisse Kontakte zu Erbakan gibt, ist kein Geheimnis … Diese Beziehungen sind aber eher historischer Natur als politischer. Und haben auf die Zielsetzung der IGMG keinen Einfluss.

    Was ist denn bitteschön eine „politische Beziehung“, wenn nicht finanzielle, organisatorische und personelle Wahlkampfhilfe??!! Wie detailliert oben zitiert, und zwar aktuelle, engste Beratungen mit der SP zum türkischen Wahlkampf!

    Und zu den antisemitischen, islamistischen, durchgeknallten Verschwörungstheorien des verehrten Erbakan hält man sich vornehm zurück, statt mal Kante zu zeigen.

    Nö, stattdessen wird im TV5 Sender von Milli Görüs das widerlichste antisemitische Machwerk der letzten Jahre, die Serie „Zehra’s blaue Augen“ gezeigt – und wer sowohl die Ausstrahlung 2005 als auch 2006 verpaßt hat, kann sich ja das Video auf dem Büchertisch bei der Milli Görüs Berlin kaufen, oder beim IGMG Treffen in Hasselt.

    Nicht die IGMG von heute ist Grundlage für die Einschätzung der Verfassungsschutzämter sondern alte Verbindungen.

    Ach, die seit Jahren beschworene „Umbruchsituation“, junge Reformer etc ist doch nur leeres Gerede. Die Verbindungen der IGMG zu SP und Erbakan sind immer noch die alten. Für die angeblich geschassten Hassprediger konnten sie kein einziges Beispiel bringen. Die IGMG Vereine lügen immernoch über ihre Zugehörigkeit zur IGMG. Die schon seit Jahren versprochene Offenlegung der Milli Görüs Strukturen passiert nicht. usw.

    Aber auch die anderen Initiativen der IGMG sind nicht unproblematisch: Man verbindet sich mit der „Federation of Islamic Organisations in Europe“ der Muslimbrüder und arbeitet mit Qaradawis „European Council for Fatwa and Research“ zusammen an einem „islamischen Minderheitenrecht“ für Europa.
    Und das soll dann bspw. so aussehen:

    The European Council for Fatwa and Research advises women not to disregard their guardians, who wish only for their best interest and that they marry good men rather than deceitful and ill-heart proposers.

    However, if the woman does not have a legal guardian, then an Islamic Center must act as her guardian in countries lacking an Islamic Legal system. The Council finally affirms that it believes that if the mature and sound-minded woman were to marry herself (without the interference of her guardian), then her marriage would be valid.”
    http://www.islamonline.net/fatwa/english/FatwaDisplay.asp?hFatwaID=49523

    und ob sie sich scheiden lassen darf, wird auch mitentschieden:

    In the case of the couple who live in the West in a non-Muslim society, it is upon the Muslim community in every area where they form a prominent group, to establish an arbitration council or a reconciliation council. This council may consist of three wise and knowledgeable Muslims who are trusted by the Muslim community, one of whom possesses knowledge of Islamic fiqh. This council could play an important role in solving such issues and reconciling the quarrelling couple, subsequently deeming the plight of the entire community a more successful one. The Prophet (peace and blessings be upon him) said: „The hand of Allah is with the group, whilst Satan runs along (the one) who separates from the group.“ However, if such council finds that reconciliation cannot be achieved, then it must recommend that the couple separate in a good manner as ordered by Allah Almighty. It is said that „If agreement is unattainable, then separation“, and despite the most detested allowance to Allah being divorce, it could be the best treatment in certain instances.
    http://www.islamonline.net/servlet/Satellite?cid=1119503547272&pagename=IslamOnline-English-Ask_Scholar%2FFatwaE%2FFatwaEAskTheScholar

    Islamische Familienräte die für die jungfräuliche Muslimin entscheiden, ob sie heiraten darf, sofern das nicht ihre männlichen Familienmitglieder tun…

    Und die IGMG schickt an die private islamische Hochschule bei Chateau-Chinon, in der das Gedankengut der Muslimbrüder gelehrt wird, ihre Stipendiaten, die dann später als Funktionäre oder Imame der IGMG arbeiten sollen. Die IGMG würde solches wohl kaum finanzieren, wenn sie dem inhaltlich und ideologisch abgeneigt wäre…

    Wer sich aber solche theologischen und politischen Autoritäten wie Qaradawis Fatwarat und Erbakan nimmt, der wird zu Recht einer islamistischen, desintegrativen und antisemitischen Weltanschauung verdächtigt.

    In dem Sinne auch noch mal zur total „unabhängigen“ Milli Gazete

    Die IGMG gibt einige Zeitschriften heraus, u.a. „IGMG Perspektive“ und „Sabah ülkesi“ (Morgenland). In den IGMG-Publikationen wird über das Verbandsleben jedoch nicht berichtet. Dieses findet dafür breiten Raum in der in Deutschland hergestellten Europa-Ausgabe der türkischen Tageszeitung „Milli Gazete“. In dieser Zeitung wird auch ausgiebig und immer positiv bis enthusiastisch über die Politik und Weltanschauung Necmettin Erbakans, der „Saadet Partei“, sowie über den Fernsehsender TV 5 und die „Anatolische Jugendstiftung“ berichtet, alles Teile der Gesamtbewegung Milli Görüs. Verantwortliche der Milli Gazete haben die Zeitung als Organ einer Mission bezeichnet. Angesicht der ständigen Propagierung der Milli-Görüs-Weltanschauung in der Zeitung und der personellen Verflechtungen kann kein Zweifel daran bestehen, welche Mission gemeint ist.
    http://www.im.nrw.de/sch/582.htm

  22. @ Maria

    Dass es innerhalb der IGMG Erbakan Sympathisanten gibt bestreitet ebenfalls niemand. Und dass einzelne Erbakan unterstützen ebenfalls nicht. Auf den Trend und die Zahl kommt es allerdings an. Das erwähnen Sie nicht. Sie schließen, wie es das Verfassungsschutz tut, von einzelnen auf alle.

    Mit dem Film Zehras Blau Augen verhält es sich ähnlich. Unter den hunderten Ortsvereinen und tausenden Veranstaltungen der IGMG in Deutschland haben sich zwei vergriffen das Film angeboten worauf die IGMG-Spitze unverzüglich reagiert und die Ortsvereine zurechtgewiesen hat. Wichtiger als der Fehlgriff des einzelnen im Ortsverein ist die Reaktion der Führung der IGMG, was Sie aber vehement nicht sehen wollen. Wir verurteilen die CSU ja auch nicht komplett, weil hier und da mal an einem Stammtisch das eine oder andere Wort fällt.

    Ach, die seit Jahren beschworene “Umbruchsituation”, junge Reformer etc ist doch nur leeres Gerede.

    Sehe ich definitiv anders! Und Kontakte und Verbindungen zu diversen islamischen Organisationen sagt ebenfalls nichts über die IGMG selbst aus. Wichtig ist nicht, was diese Organisationen meinen, sondern was die IGMG für richtig hält. Auf der Homepage der IGMG wird erklärt, was die IGMG von Frauenrechten hält. Sie allerdings bemühen irgendwelche Fatwas aus irgendwoher, ohne einen Hinweis dazu, ob die IGMG genau so eingestellt ist.

    Im Übrigen setzt sich die IGMG seit Jahren schon für eine Imam Ausbildung in Deutschland ein. Und wer interessiert sich dafür?

    Maria, Sie behaupten viel, bleiben aber immer den Nachweis schuldig. Vor allem pauschalisieren Sie. Ziehen Schlüsse auf das Gesamte. Sehen alles, was mit Erbakan zu tun hat, verschließen aber Ihre Augen, wenn es darum geht die Aktivitäten in Deutschland zu würdigen.

    Sie beziehen Ihre Informationen ausschließlich aus den Verfassungsschutzberichten und kennen die IGMG wahrscheinlich gar nicht. Hinterfragen daher auch nicht, ob denn die Informationen stimmen. Hier mal ein Auszug aus „Die relative Wahrheit“ – aus eigenem Antrieb heraus lesen Sie es ja sonst nicht:

    1. in einem Papier der islamischen Gemeinschaft zu den grundlegenden Aufgaben der Führung heißt es: „Die islamische Gemeinschaft ist ein Mittel, das dem Ziel dient, die Gesellschaft zu islamisieren“.

    2. Auf der Jahreshauptversammlung der IGMG am 11. Juni 1994 in Antwerpen wurde der Brandanschlag auf ein Hotel in Sivas, in dem ein Treffen von alevitischen, prowestlichen Künstlern und Journalisten stattfand, frenetisch gefeiert.

    3. Ein IGMG Funktionär kommentierte die Ereignisse von Sivas in einer Sendung des WDR vom 19. August 1994: In Sivas hätte sich der Islam durchgesetzt.

    4. Die IGMG hätte in einem Jugendprogramm die Jugend im Sinne der IGMG beschrieben und ihr die angeblich vom Imperialismus gewünschte Jugend gegenübergestellt.

    5. In dem Jugendprogramm seien folgende Sätze enthalten: Die nach dem Islam Verbotenes nicht tut…Die das Gebot des heiligen Krieges durchführen kann…Die ihre sexuellen Gefühle unterdrücken kann…Die den Angriff gegen die Religion als Demokratie bezeichnet.

    6. Alle „Hocas“ (Religionslehrer) in den IGMG-Vereinen würden verpflichtet, die Milli Gazete zu abbonieren.

    7. Von demokratiefeindlichen und antijüdischen Aussagen hätte man sich nicht ausdrücklich distanziert.

    8. Der IGMG Vorsitzende Erbakan habe in einem Gespräch mit der Zeitung „Die Welt“ (veröffentlicht am 2. Oktober 2001) gesagt, man habe das Sagen bei dem Satellitensender Kanal 7 und der Tageszeitung Milli Gazete.

    Acht Punkte, die mit dazu führen, dass die islamische Religionsgemeinschaft in den Verfassungsschutzberichten als „gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung“ abgestempelt und somit in der Öffentlichkeit diffamiert wird.

    Vor dem VG Düsseldorf wurden nach drei jährigem Rechtsstreit diese acht Punkte wie folgt für erledigt erklärt:

    * Hinsichtlicht der im Klageantrag mit 4. und 5. bezeichneten Punkte räumt das beklagte Land ein, dass es sich um eine „falsche Übersetzung“ gehandelt hat, die nicht mehr verwendet werden wird.

    * Im Rahmen der Erörterungen ergänzen die Vertreter des beklagten Landes ihre Erklärung dahin: Wir räumen ein, dass die hinsichtlich der Punkte 2. und 3. genannten Angaben in der Broschüre „Islamismus“ nicht zugetroffen haben.

    * Hinsichtlich des Punktes 7. erklären die Vertreter des beklagten Landes: „Es hat in der Tat ausdrückliche Distanzierungen gegeben…

    * Hinsichtlich des Punktes 1., 6. und 8. erklären die Vertreter des beklagten Landes: „Die dort umschriebene Behauptung wird das beklagte Land nicht mehr wiederholen…

    Die Punkte 1, 6, und 8 werden sicherlich nicht aus gutem Willen nicht mehr wiederholt. Jedenfalls insgesamt acht Punkte, die viel über die Qualität Ihrer Quellen aussagen. Und es könnten mehr sein, wenn nicht nur „Tatsachenbehauptungen“ sondern auch „Wertungen“ gerichtlich überprüft werden könnten. Sie sollten mal darüber nachdenken und mit mir auch mal über die Methoden/Schlampigkeit/Dreistheit des Verfassungsschutzes diskutieren. Sonst verliere ich langsam die Lust.

 

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