Erneuter Überfall in Münchener U-Bahn

9. April 2008 | Von | Kategorie: Leitartikel, Politik | 8 Kommentare |

Sicher haben Sie die Meldung bereits gelesen. Sämtliche Zeitungen, Magazine und TV-Sender berichten über den traurigen Vorfall. Kaum eine Titelseite, die nicht über diese schreckliche Tat berichtet. Drei Männer und eine Frau im Alter zwischen 18 und 25 Jahren haben Sonntagnacht in der Münchener U-Bahn am Odeonsplatz auf einen 43-jährigen und dessen Freundin eingeprügelt. Glücklicherweise wurden die Täter kurz nach dem Überfall gefasst. Einer der Opfer erlitt Platzwunden am Gesicht.

BahnhaltestelleViele Politiker, untermauern nun ihre Forderungen nach Gesetzesverschärfungen. Von Warnschussarest, Anhebung der Höchststrafe, Appele an die Richter, kein Jugendstrafrecht anzuwenden oder von der vollen Härte des Gesetzes ist die Rede. Als nicht nachvollziehbar und lächerlich bezeichnen Politiker außerdem, dass die Täter wieder auf freiem Fuß seien.

Die Polizei dagegen geht nicht von einer fremdenfeindlichen Tat aus. Den Tätern fehle es am politischen Verständnis. Ein Augenzeuge berichtet demgegenüber, dass einer der Opfer noch „Hilfe, Nazis“ schrie als die kahlgeschorenen Täter mit Bomberjacken, auf ihn einschlugen.

Diese Tat erinnert an die schrecklichen Taten aus München vor einigen Monaten. Diese Vorfälle hatten ebenfalls eine heftige Diskussion um Gewalttäter und bundesweit breites Entsetzen ausgelöst. Ebenfalls in der Münchner U-Bahn war ein gewaltsamer Überfall bekannt geworden. Ein 26-jähriger Student wurde im U-Bahnhof Universität von einem jungen Mann mit einer Bierflasche angegriffen. Ein weiterer Vorfall ereignete sich wiederum in der Münchener U-Bahn. Nach dem Streit um einen Sitzplatz hat ein Obdachloser einem Studenten mit einem Messer das Gesicht aufgeschlitzt. Der Täter konnte wenig später festgenommen werden.

Es scheint, als würden die Gewaltübergriffe in den Münchener U-Bahn-Haltestellen nicht abreisen. Entgegen vieler gemäßigter Stimmen aus der Wissenschaft erhalten übermotivierte Politiker Argumentationsmaterial für ihre Forderungen nach Verschärfungen der Gesetze. Es könne nicht sein, dass man sich nach 17:00 Uhr nicht mehr aus dem Haus traue.

Selbst die Bundeskanzlerin hat Ihre Bedenken gegen eine Verschärfung des Jugendstrafrechts über Bord geworfen und stellt sich nun auf die Seite der Hardliner innerhalb der Union. Der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein kündigte an, ihre Gesetzesvorlage zu überarbeiten, da diese nur für ausländerrechtliche Abschiebesanktionen vorsehe, die bei einheimischen Tätern nicht greife. Er werde das Thema auch bei den nächsten Landtagswahlen im September 2008 auf die Tagesordnung setzen. Nur weil Wahlkampf sei, dürften Probleme nicht totgeschwiegen werden.

Schließlich seien die Zahlen alarmierend: Die Bundesregierung schreibt in der Antwort (16/8597) auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion (16/8315), dass im Januar 2008 insgesamt 932 politisch rechts motivierte Straftaten gemeldet wurden. Unter den gemeldeten Straftaten waren 54 Gewalttaten und 654 Propagandadelikte, heißt es weiter. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund wurde bei 159 Straftaten, darunter 37 Propagandadelikten und 29 Gewalttaten, festgestellt, so die Regierung.

Pädagogen und Sozialwissenschaftler warnen dagegen vor übereilten Schnellschüssen. Diese würden am Ende nach hinten losgehen. Wichtig sei es Ursachenforschung zu betreiben und aufzuklären. Das für Rechtsextremismus zuständige Familienministerium verteile bereits Flugblätter und gebe jährlich hohe Summen für Aufklärung aus. Außerdem sei es wichtig den Tätern eine Perspektive zu bieten. Arbeitslosigkeit, sozialer Abseits, wirtschaftliche Schwäche und das unvermeidbare Leben in Parallelgesellschaften führten zu Ausgrenzung und Ablehnung in der Gesellschaft. Man müsse die Arbeit bereits im Kindesalter beginnen, und sich sich noch intensiver um deren Integration kümmern.

Es bleibt abzuwarten, wie lange die überzogene Medienhysterie diesmal anhält.

PS: Sämtliche Links sind Pflichtlektüren!

Artikel gefunden bei: Politisch Korrekt; Bildmaterial © manwalk / PIXELIO

8 Kommentare
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  1. Wo sind den bitte schön ein Herr Huber , Beckstein , Söder oder Schäuble ?
    Alle diese Herren und noch einige anderen waren doch lautstark nach stärkeren Strafen am fordern , aber jetzt hört und sieht man nichts von jenen Helden.
    Warum bloß ?
    Und wenn man sich über diese Mißstände in Deutschland beschwert sei man ein Heulsusse oder wolle sich nur in der Opferrolle sehen.
    Komisch , bei dem Deutschen als Opfer war sämtlichen Medien zu sehen bzw. Hören, aber bei Ausländern als Opfer von Übergriffen hört und sieht man nichts.
    Armes Deutschland, selber Kritisieren auf Teufel komm raus , aber selbstkritik ist ein Fremdwort.

  2. Tja, es ist doch immer das gleiche Spiel. Ducken wo es geht und aufschreien bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

  3. Nun bleibt doch mal geschmeidig. Die Presse hat doch berichtet – oder ? Die Polizei hat doch die Täter mitgenommen, die Staatsanwaltschaft hat doch Anklage erhoben.

    Das, was ihr beiden hier von euch gebt, k̦nnte man getrost als Projektion bezeichnen. Gibt es vieleicht einen Pressekodex in Deutschland, der bei Gewalttaten die einen m̦glichen deutsch-nationalistischen Hintergrund haben, dieses dann dem Leser verschweigen ?? Nein Рhaben wir nicht !

    Gibt es in Detuschland vieleicht keine Maßnahemn zur „Bekämpfung von Rechtsextremismus“ ? Doch gibt es ! Gibt es diese Projekte auch in Bezug auf linksextreme oder muslimischer Extremisten ? Nicht das ich wüßte !

    Dem Artikel der SDZ ist doch zu entnehmen, dass die Täter reichlich betrunken waren, erst aufeinader einschlugen und sich dann ein gemeinsames Opfer suchten. Nur weil das Opfer nun marokanischer Abstammung war – kalr, muß die Straftat einen deutsch nationalen Hintergrund haben ….

    Ist das nicht auch eine Form von Rassismus, wenn man z.B. einem Deutschen Rassismus unterstellt, weil er ein Deutscher ist ?!

    @E.S.

    Hättest Du den Beitrag auch gebracht, wenn das Opfer auch Deutscher gewesen wäre ??

  4. Noch ein Nachtrag :
    —„Richtlinie 12.1 – Berichterstattung über Straftaten
    In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht.

    Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.“

    Der Website des deutschen Presserates entnommen : http://www.presserat.de/Richtlinien-zu-Ziffer.87.0.html

    Grüße

    Achim

  5. @ Achim

    Nein, hätte ich nicht! Da es mir in diesem Beitrag um etwas anderes ging, dass an Dir leider vorbeigegangen ist. Geschmeidig? Hast Du bitte denn keinen einzigen Punkt gefunden, wo Du mir zustimmst?

  6. @ Achim

    Zum Pressekodex und seiner praktischen Umsetzung nur ein Paar Links: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/9547
    http://www.bild.de/BILD/news/vermischtes/2008/04/09/u-bahn-schlaeger/bewaehrungsstrafe,geo=4218868.html
    http://www.merkur-online.de/regionen/mstadt/;art8828,908433
    http://www.welt.de/welt_print/article1794014/Messerstecher_und_U-Bahn-Schlger_gefasst.html

    Zwei dem Pressekodex entsprechende Links:
    http://www.neumarktonline.de/art_frankopf.php?newsid=4501
    http://www.ad-hoc-news.de/Marktberichte/15802992/Haftstrafe+f%C3%BC%3Br+Frankfurter+U-Bahn-Schl%C3%A4%3Bger

  7. UND ?? Wieviele links müsste ich denn bringen, die genau diesen Kodex ( Selbstzensur ) belegen, damit Du mir glaubst ?? Deine vier links könnte ich wohl leicht überbieten – aber was hätte irgendjemand davon ?!

    Du forderst hier mehr medienwirksame Öffentlichkeit für eine Straftat, dessen Opfer ein Migrant war – aber müsste das denn nicht auch unter den erwähnten Pressekodex fallen ? Nicht das Deutsche im eigenen Land eine Minderheit dastellen, aber es werden doch Vorurteile gegen die Mehrheitsbevölkerung geschürt !

    Selbst wenn also die Presse die ethnische Herkunft der Täter preisgibt, sind doch sofort Massen von Experten, Politikern, Soziologen …. zur Stelle um diese „Einzelfälle“ schön zu reden – solange der Täter Migrant ist.
    Ist er hingegen deutscher Abstammung ( was wohl schon soetwas wie eine Teilschuld beinhaltet ), sind die gleichen Herrschaften zur Stelle um über die Gefahren von Rechts zu informieren, Projekte gegen Rechts ins Leben zu rufen, bunte Multikultifeste aufzuziehen, den Migranten die allgemeine Solidarität zu versichern.

    Mir ist es total egal, ob der Faschist der in mir einen Feind sieht, deutscher oder türkischer, russischer, philipinischer oder sonstiger Abstammung ist. Faschismus ist ein Verbrechen, unabhängig von der Staatangehörigkeit / ethnischen Abstammung.

    Grüße

    Achim

  8. @ Achim

    Ich habe ja auch nicht lange nach den vier Links gesucht. Mal eben rausgefischt. Auf ein Linkfindwettrennen habe ich auch keine Lust. Die Links habe ich ja nur ausgeführt, um zu verdeutlichen, wie es mit dem Pressecodex steht. Ich bezweifle aber, dass bei deutschen Tätern die Herkunft genauso oft genannt wird, wie bei ausländischen Tätern. Beweisen kann ich es nicht. Ist die sog. gefühlte Realität.

    Das ist aber auch alles nebensächlich. Im Beitrag geht es nicht primär um die Presse sondern vor allem um die Politik und die Politiker. Die Presse hätte diesen U-Bahn Überfall in München damals wohl nicht so lange auf der Tagesordnung halten können, wenn es einen Koch nicht gegeben hätte.

 

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