Jürgen Todenhöfer – These 8 von 10: Die Muslime müssen sich wie ihr Prophet Mohammed für einen Islam des Fortschritts und der Toleranz einsetzen.

17. April 2008 | Von | Kategorie: Feuilleton | 2 Kommentare |

Heute die 8. von 10 Thesen: „Die Muslime müssen sich wie ihr Prophet Mohammed für einen Islam des Fortschritts und der Toleranz einsetzen. Sie müssen dem Terrorismus die religiöse Maske vom Gesicht reißen.“ mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Todenhöfer auf JurBlog.de.

Nicht nur der Westen, auch die muslimische Welt muss ihr Verhalten fundamental ändern.

Nicht nur der Westen, auch die muslimische Welt muss ihr Verhalten fundamental ändern. Gerade gemäßigte Muslime müssen – unter Wahrung ihrer religiösen Identität – mutiger für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit eintreten. Für eine Staats- und Wirtschaftsordnung, die die Talente der Menschen entfesselt, statt sie zu lähmen. Für die völlige Gleichberechtigung von Mann und Frau. Für wirkliche Religionsfreiheit – für einen Islam der Toleranz und des Fortschritts. Die vielen Millionen im Westen lebenden Muslime könnten dabei eine wichtige Rolle übernehmen.

Die gemäßigte Mehrheit der Muslime muss die faszinierende Botschaft ihres Propheten Mohammed in die Neuzeit übersetzen und die gesellschaftlichen Reformen fortführen, die dieser unter Einsatz seines Lebens begonnen hatte. Sie muss den vorislamischen Ballast abwerfen, der die Renaissance der muslimischen Zivilisation behindert. Sie muss eine Bildungselite schaffen, die die muslimische Welt erfolgreich ins dritte Jahrtausend führt. Mohammed, Marktwirtschaft und Moderne passen sehr wohl zusammen.

Anders als viele muslimische Politiker unserer Tage war Mohammed kein Reaktionär. Er sehnte sich nicht wie diese 1.400 Jahre zurück. Er war ein kühner, nach vorne blickender, egalitärer Revolutionär, der den Mut hatte, die Fesseln der Tradition zu sprengen. Sein Islam war keine Religion des Stillstands oder des Rückschritts, sondern der Erneuerung und des Aufbruchs. Wenigstens etwas von der Dynamik dieses großen Reformators würde der teilweise in Fatalismus und Selbstmitleid versunkenen muslimischen Welt gut tun.

Frauenunterdrücker können sich weder auf Mohammed noch auf den Koran berufen.

Mohammed kämpfte mit Leidenschaft für soziale Veränderung, er trat für die Armen und Schwachen ein und – zum Ärger vieler seiner männlichen Anhänger – für eine massive Stärkung der Rechte der Frauen, die in vorislamischer Zeit in fast allen Kulturen nahezu rechtlos waren. Frauenunterdrücker können sich weder auf Mohammed noch auf den Koran berufen.

„Wer einem Juden oder Christen Unrecht tut, dem werde ich am Tage des Jüngsten Gerichts entgegentreten.“

Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?Mohammed war, wie unsere jüdischen Urväter Abraham, Moses und König Salomo, der laut Bibel tausend Haupt- und Nebenfrauen hatte, mit mehreren Frauen verheiratet – darunter einer Jüdin und einer Christin, die ihrer Religion auch nach der Eheschließung treu blieben. Er mahnte seine Anhänger: „Wer einem Juden oder Christen Unrecht tut, dem werde ich am Tage des Jüngsten Gerichts entgegentreten.“ Mohammed war kein Fanatiker und kein Extremist. Er wollte den damals polytheistischen Arabern den Gott der Juden und Christen nahe bringen – in unverfälschter, reinster Form. Der Koran ist streckenweise eine wunderbare Nacherzählung der zentralen Botschaften der Bibel, „ein Buch, das das Buch Moses in arabischer Sprache bestätigt“ (Sure 46,12). Aus muslimischer Sicht ist der Koran das „Neueste Testament“.

Jesus und Maria werden im Koran äußerst liebevoll als „Zeichen für alle Welt“ beschrieben (Sure 21,91).

Als Mohammed im Jahr 628 nach der Kapitulation Mekkas die Kaaba betrat und – im Stile der Tempelreinigung Jesu – eine Götzenstatue nach der anderen zerschmetterte, verschonte er voller Respekt nur das Bildnis Jesu und seiner Mutter Maria. Beide waren für ihn rein und unantastbar. Immer wieder kündigte Mohammed die Auferstehung Jesu vor dem Jüngsten Gericht an: „Wie glücklich werdet ihr sein, wenn der Sohn Marias zu euch herabsteigen wird“, erklärte er. Jesus und Maria werden im Koran äußerst liebevoll als „Zeichen für alle Welt“ beschrieben (Sure 21,91). Auch die großen jüdischen Propheten, allen voran Moses, werden im Koran als Vorbild dargestellt. „Ein Muslim, der nicht an Mohammeds Vorgänger Moses und Jesus glaubt, ist kein Muslim“ (Mahmoud Zakzouk).

Der heutige Terrorismus ist eine absurde Entstellung der Lehren Mohammeds. Er ist ein Verbrechen gegenüber dem Islam. Islam heißt Gottergebenheit und Frieden. Die muslimische Welt darf nicht zulassen, dass ihre große, stolze Religion mit ihrem Ethos der Humanität und Gerechtigkeit durch blindwütige Terroristen in den Schmutz gezogen wird. Niemand hat dem Ansehen des Islam in seiner fast tausendvierhundertjährigen Geschichte mehr Schaden zugefügt als der islamisch maskierte Terrorismus. Die muslimische Welt muss ihm die religiöse Maske vom Gesicht reißen. Sie muss den Götzen Terrorismus genauso zerbrechen, wie Mohammed die Götzen der vorislamischen Zeit zerbrach.

Zur Person:

Dr. Jürgen Todenhöfer (67) ist seit über zwanzig Jahren Manager eines europäischen Medienunternehmens. Zuvor war er 18 Jahre lang Abgeordneter des Deutschen Bundestages und Sprecher der CDU/CSU für Entwicklungspolitik und Rüstungskontrolle. Er schrieb zwei Bestseller über den Afghanistan- und den Irakkrieg. Mit seinem Honorar baute er ein Kinderheim in Afghanistan; ein Kinderkrankenhaus im Kongo ist zurzeit im Bau. Mit dem Autorenhonorar von „Warum tötest Du, Zaid“ wird er im Mittleren Osten ein israelisch-palästinensisches Versöhnungsprojekt und ein Hilfsprojekt für schwerverletzte irakische Flüchtlingskinder finanzieren.

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Aus der Reihe „Warum tötest Du, Zaid?“:

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